Der wunderbare Name Anemone fasst die ganze Weltpoesie dieser Gruppe zusammen“, schwärmte Gartenschriftsteller und Staudengärtner Karl Foerster in einem seiner Bücher. Die botanische Bezeichnung geht auf die Antike zurück. Plinius der Ältere bringt sie mit dem griechischen Wort für Wind (anemos) in Verbindung. Tatsächlich vermag kaum eine andere Blüte sich schon bei einem leichten Windhauch so anmutig zu wiegen wie die Anemone, daher auch die Bezeichnung Windröschen.

Ebenso wird man in der Mythologie bei der Namensklärung fündig: Anemona war eine Nymphe am Hof der Göttin Flora. Deren Gatte, Zephyr, der Gott des Windes, soll sich in die hübsche Nymphe verschaut haben, worauf sie von der rasenden Ehefrau in die gleichnamige Blume verwandelt wurde.

Bei Gärtnern und Floristen stehen die zarten Geschöpfe gerade wieder hoch im Kurs. Doch werfen wir zuerst einen Blick auf die wild wachsenden, heimischen Vertreter. Als zeitiger Frühlingsbote rollt das Buschwindröschen(Anemone nemorosa) in Laubwäldern seine weißen Blütenteppiche aus. Nicht so zahlreich ist sein nicht weniger reizvoller Zwilling, das Gelbe Windröschen(Anemona ranunculoides) anzutreffen.

Das Buschwindröschen ist ein Frühlingsbote
Das Buschwindröschen ist ein Frühlingsbote © Stockfotos-MG/stock.adobe.com

Etwa zur gleichen Zeit rüstet sich im Garten die Strahlenanemone(Anemone blanda) mit farbenfrohen Blüten von violett über blau bis rosa für den großen Auftritt. Das Balkan-Windröschen, wie es auch genannt wird, hat sein ursprüngliches Verbreitungsgebiet in ganz Südeuropa.

Den Übergang zum Sommer verschönt uns das Große Windröschen(Anemone sylvestris), manchmal mit übertriebenem Ausbreitungswillen. Andere nennen das „wuchern“. Die weißen Blüten der Hain-Anemone, die auf kräftigen, 20 bis 40 Zentimeter hohen Stielen stehen, verströmen einen zarten Duft, eine Seltenheit bei Anemonengeschöpfen.

Anemonen sind eine mehr als 140 Arten umfassende Pflanzengattung aus der Familie der Hahnenfußgewächse, die bevorzugt auf der Nordhalbkugel heimisch sind. Viele der heute gängigen Sorten schienen bereits im 19. Jahrhundert in den Katalogen der Pflanzenzüchter auf. Allen voran die Herbstanemonen, die aus China und Japan nach Europa gebracht worden waren und hier – bis zum heutigen Tag – ihren Siegeszug antraten.

Die Strahlenanemone blüht in März und April
Die Strahlenanemone blüht in März und April © Thomas/stock.adobe.com

Der filigrane Zauber der Stauden mit den frei schwebenden Blüten lässt nicht erahnen, wie robust und pflegeleicht Anemone hupehensis, Anemone tomentosa und Anemone japonica sein können. Sie blühen strahlend weiß, zart rosa, in kräftigem Pink oder gar in einem beeindruckenden Karminrot. Frühe Sorten öffnen ihre Blütenkelche bereits Ende Juli, andere warten mit dem Auftritt bis in den September zu. Selbst als vertrocknete Gewächse sind Herbstanemonen im Winter noch ein Blickfang.

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