Die Eingangstüre ist die Visitenkarte eines Hauses. Da liegt es doch auf der Hand, dass sie zum Erscheinungsbild der Fassade passen muss. Umso deutlicher wird dies, wenn es sich um einen historischen Bau und seine originale Türe handelt.
Doch wie soll man ein solches Schmuckstück pflegen, um es erhalten zu können? Entsprechen diese Türen den heutigen Sicherheitsstandards? Anders gefragt: Lohnt es sich, eine historische Türe zu erhalten?

Carl Maria Stepan ist Restaurator in Graz und ein Experte für historische Türen: „Wenn wir von Stücken aus der Gründerzeit oder Jahrhundertwende ausgehen, sind bei uns noch viele schöne Haustüren erhalten. Diese Türen waren meist aus Lärchenholz gearbeitet und in Ölfarbe gestrichen. Ganz selten wurden sie holzsichtig belassen. Aber auch dann waren sie mit Leinöl oberflächlich abgeschlossen“, erklärt der Grazer Restaurator. Der Anstrich dieser holzsichtigen Türen war meist in braun gehalten, da der braune Pigmentanteil als UV-Schutz dient.

Die Fertigung aus dem stark harzhältigen Lärchenholz garantierte, dass diese Türen äußerst widerstandsfest gegen Witterung und Feuchtigkeit waren und sind. Aus diesem Grund sind auch die meisten von ihnen noch erhalten. „Weh tut es jemandem wie mir, wenn eine solche Tür aus unerfindlichen Gründen entfernt wird. Denn diese Art von Dekoration wie sie damals üblich war heute herzustellen, kostet ein Vermögen“, erklärt der Experte.

Feuchtigkeit vermeiden

Doch trotz der hohen Witterungsbeständigkeit kann Feuchtigkeit zu einem Problem werden: „Sofern Wasser abrinnen kann, besteht für die Türe keinerlei Gefahr. Löst sich aber beispielsweise ein Wetterschenkel – das ist der untere vorgelagerte Abschluss einer Türe – und Regen oder Schnee können eindringen, wird das Holz durch Fäulnis und Pilze zerstört“, erklärt Stepan.

Im Grund genommen könne man heute beinahe alle diese Türen erhalten, zeigt sich der Restaurator überzeugt. Ein häufig genanntes Problem ist jedoch der fehlende Schutz gegen Kälte und Zugluft. „Wenn die Türen im Steingewände angeschlagen sind, bildet sich durch das Schwinden des Holzes oftmals eine Fuge zwischen Stein und Türblatt. Diese Fuge abzudichten ist meist recht aufwendig,“ erklärt Stepan. Doch auch hier gibt es eine Lösung: Lange Lederschlaufen, die mit einem Seil gefüllt sind, werden an der Türe entlang gezogen und an vier Stellen am Steingewände angebracht. So wird die Türe in hohem Maße abgedichtet.

Auch bei historischen Fenstern gibt es diesbezüglich sinnvolle Maßnahmen: „Denken wir an Kastenfenster – den Grazer Stock, bei dem der Außenflügel nach außen und der Innenflügel nach innen aufgeht, oder den Wiener Stock, bei dem beide Flügel nach innen aufgehen – ist es wichtig, die äußere Ebene zu belassen wie sie ist, und die innere abzudichten,“ erklärt Stepan. Wenn man beide Flügelpaare abdichtet, bildet sich im Zwischenraum eine Art Mikroklima: Kondenswasser setzt sich ab und der Fensterstock wird durch die Feuchtigkeit beschädigt. Abgedichtet werden können die inneren Fenster durch eine Dichtnut, die in den Stock eingefräst wird und in die eine Dichtung aus Silikonkautschuk eingelegt wird. „Dieser Eingriff ist kaum zu sehen, hilft jedoch dabei, Heizkosten zu sparen“, erklärt Stepan.

Sicherheit geht vor

Auch auf heutige Sicherheitsstandards muss bei einer historischen Türe nicht verzichtet werden: „Wenn man zum Schlosser geht und ein bisschen Geld in die Hand nimmt, kann mit relativ geringem Aufwand der alte Schlosskasten in ein Sicherheitsschloss umgebaut werden. Das ist die schönste Variante“, erklärt der Restaurator. In der Regel wird es aber so gehandhabt, dass der alte Schlosskasten belassen wird, die Klinke ihre Funktion behält und oberhalb des Schlosskastens ein modernes Zylinderschloss eingesetzt wird. „Die Tür bleibt in ihrem originalen Zustand erhalten. Die kleine Ausnehmung für das Zylinderschloss ist die einzige Veränderung an der Türe. Das ist nicht nur sicherer, sondern auch praktisch: Heute möchte ja auch niemand mehr diese schweren Schlüssel mit sich herumschleppen,“ schmunzelt er.

SABINE ZIAK