AVL-Chef Helmut List bringt es gewohnt prägnant auf den Punkt: "Wir stehen vor einer der größten Herausforderungen der Menscheitsgeschichte: Es geht um die Dekarbonisierung."

Also, dass unsere Mobilität mit Autos, Flugzeugen und Schiffen, ohne CO2-Ausstoß bzw. klimaneutral erfolgt.

Die faszinierende Idee von klimaneutralen eFuels, also in einem speziellen Verfahren hergestellte Kraftstoffe, findet mit in einer revolutionären Produktionsanlage nach Graz. 

Mehrere große Konzerne - wie Porsche - arbeiten an ähnlichen Modellen.

AVL List scheint bei der neuen Produktionsanlage, die 2022 gebaut wird,  aufgrund neuer Patente einen technischen Vorsprung erarbeitet zu haben. Denn das Procedere, um eFuels herzustellen,  ist extrem energieintensiv.

Die Technologie

Vereinfacht erklärt: Zuerst muss mit erneuerbaren Energien Wasserstoff gewonnen werden. Dann wird mit Hilfe von speziellen Prozessen der Wasserstoff mit CO2 "methanisiert", also ein flüssiger Kraftstoff erzeugt.

Bis 2022 wird die modernste Power-to-Liquid-Anlage Europas in Graz entstehen. Diese stellt zukünftig synthetische Brenn- und Kraftstoffe her, die zu eFuels weiterverarbeitet werden können.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Einerseits wird erneuerbare Energie praxistauglich lager- und speicherbar gemacht. Andererseits weisen eFuels auch dieselben Eigenschaften und Wirkungsgrade wie fossile Brenn- und Kraftstoffe auf, ihre energetische Nutzung erfolgt jedoch CO2-neutral.

Die Nachteile: Herkömmliche Produktionsstätten bringen rund 13 Prozent der eingesetzten Energie ans Rad/Auto - bei AVL geht man aber mit den neuen technischen Patenten von 20 Prozent aus. Auch die gesetztlichen Vorgaben müssen für Autos erst angepasst werden, bisher sind eFuels hauptsächlich Zukunfts-Optionen für Schiffe und Flugzeuge.

Die Energiefrage

Sinn stiftend ist die Produktion von Wasserstoff dort, wo erneuerbare Energien im Übermaß vorhanden sind. In Graz wird am Produktionsstandort bei AVL List eine große Solaranlage den Energiebedarf abdecken.

Unternehmer Jürgen Roth, der mit einer Gruppe von Unternehmen eine eFuels-Initiative ins Leben gerufen hat, spricht von großen Plänen: "Es geht darum, die Bestandsflotte an Fahrzeugen klimaneutral zu machen." Zuerst über eine Beimengung zum herkömmlichen Sprit.

Ziel sei es, reine eFuels durch große Produktionsanlagen ("Skalierungseffekte") um einen Euro pro Liter anbieten zu können. "Und alles, was wir hier aufstellen, ist made in Austria", so Roth. Ab 2023 soll die Anlage im Demobetrieb laufen und erste Fahrzeuge mit eFuels aus Graz betankt werden.

Roth weiter: „Das Potenzial zur Herstellung von synthetischen Brenn- und Kraftstoffen ist erheblich. Im Jahr 2030 könnten allein durch
die Nutzung von überschüssigem Strom aus regenerativen Quellen 240 Millionen Liter in Österreich erzeugt werden."

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