Die Arbeiterkammer (AK) leidet so wie viele Sparbuchbesitzer in Österreich unter dem Zinstief. 2020 verbuchten die neun Länderorganisation Negativzinsen von rund 100.000 Euro, wie AK-Direktor Christoph Klein am Dienstag in einem Gespräch über die AK-Bilanz 2020 vor Journalisten sagte. Das Thema werde Jahr für Jahr relevanter, so Klein. Die Arbeiterkammern verfügen zusammen über ein Bankguthaben von 200 Millionen Euro und rund 140 Millionen Euro an festverzinslichen Wertpapieren.

Klein schilderte, dass die Arbeiterkammer teilweise mit den Banken verhandeln müsse, um beispielsweise 10 Millionen Euro ohne Negativzinssatz auf dem Konto haben zu dürfen. Oder die AK binde die Gelder ein bis drei Jahre, um negativen Zinsen zu entgehen. Um das Risiko von Bankpleiten zu minimieren, liegt AK-Geld nur bei topgerateten und systemrelevanten Banken. Beim Commerzialbank-Skandal hatte die Arbeiterkammer Burgenland laut "profil" rund 300.000 Euro verloren.

AK spürt ultraniedrige Zinsen

Auch bei den 140 Millionen Euro an Wertpapieren, die die Arbeiterkammern in ihren Bilanzen stehen haben, spürt die größte Interessenvertretung des Landes mit ihren rund 3,8 Millionen Mitgliedern die ultraniedrigen Zinsen. Gemäß der von den AK-Fraktionen auf der Hauptversammlung beschlossenen Haushaltsordnung muss die Arbeiterkammer mündelsicher veranlagen, etwa in Staatsanleihen. Eine Ausnahme bilden jene 60.000 Euro, die in Aktien von ATX-Konzernen investiert sind und es der Arbeiterkammer als Aktionärin ermöglichen, an Hauptversammlungen teilzunehmen.

"Sind strukturell zinsenfest"

Die defensive Veranlagungsstrategie sei zwar angesichts des Zinstiefs alles andere als lukrativ, allerdings sei die Arbeiterkammer so "strukturell krisenfest" und komme gar nicht in Versuchung mit Kammergeldern zu spekulieren. Die AK-Haushaltsordnung schreibe auch vor, nicht auf Pump zu bauen, deshalb finanzieren die Arbeiterkammern ihre Bautätigkeit aus Rücklagen. Die österreichweit rund 100 Gebäude der AK stehen mit rund 280 Millionen Euro als Anlagevermögen in den Bilanzen. Das AK-Hauptgebäude in Wien ist übrigens leasingfinanziert und soll in acht Jahren über eine Kaufoption wieder ins Eigentum der AK Wien übergehen, wie Klein sagte.

Rücklagen statt Gewinnen

Die neun Arbeiterkammern stehen unterschiedlich gut da, wie aus den online abrufbaren Rechnungsabschlüssen der Arbeiterkammern in den Bundesländern hervorgeht. So hat die AK Burgenland aufgrund der vielen Auspendler und der niedrigeren Löhne weniger Einkünfte aus der Kammerumlage als etwa die größte Landeskammer, die AK Wien. Die AK Wien kam 2020 auf Kammerumlagen in der Höhe von rund 123 Millionen  Euro. Das ist fast ein Viertel der österreichweit eingehobenen Kammerumlage von 495 Millionen Euro. Da die Arbeiterkammern keine Gewinne auszahlen, bilden sie Rücklagen oder erweitern das Leistungsangebot, wie zuletzt etwa um die Wohnrechtsberatung.