Zwischen meterhohen Hochregalen gefüllt mit Waschmittel, Nudeln, Fernsehern und Mopeds bahnt sich Maximilian Posratschnig den Weg mit dem Hochregalstapler. Der 19-Jährige aus Lind ob Velden, macht eine Lehre zum Betriebslogistikkaufmann bei Gebrüder Weiss in Maria Saal. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht merkt man ihm die Begeisterung für seinen Lehrberuf an. „Ich bin im ersten Lehrjahr und habe im August 2020 hier gestartet“, sagt Posratschnig. Seine Tante, die selbst bei Gebrüder Weiss arbeitet, habe ihn auf die Lehre hingewiesen. „Nach den Schnuppertagen wusste ich, ich will in die Logistik.“

Täglich neue Herausforderungen

Vor allem das es ein großer Aufgabenbereich sei und man viel auf den Füßen arbeite gefällt ihm an seinem Beruf. „Zu meinen Aufgaben zählt auch das Be- und Entladen der LKW. Seit ich aus der Berufsschule zurück bin, darf ich mit dem Hochregalstapler fahren“, sagt Posratschnig. Die Berufsschule für Betriebslogistikkaufmänner/-frauen ist in Villach, dort wird auch der Staplerschein gemacht. „An diesem Beruf gefällt mir besonders, dass es jeden Tag neue Herausforderungen gibt, die eine eigene Problemlösung brauchen.“

Maximilian Posratschnig fährt erst seit kurzem mit dem Hochregalstapler
Maximilian Posratschnig fährt erst seit kurzem mit dem Hochregalstapler © Markus Traussnig

Auch das er Teil einer Kette ist ohne die der reibungslose Ablauf der Lagerung, Auslagerung und Versendung von Waren nicht funktionieren würde, fasziniert ihn. In seiner Freizeit geht er gerne mit Freunden wandern. „Zurzeit ist nicht viel anderes möglich.“ Das es ein Lehrberuf geworden ist, lege daran dass er sich schon immer gerne handwerklich betätigte. „Das Arbeiten macht mich glücklich und in der Berufsschule läuft es auch super", sagt Posratschnig. Insgesamt drei Jahre Lehrzeit sind es bei einem Betriebslogistikkaufmann/-frau. 

Fachkräfte werden gebraucht

Der Bedarf nach Fachkräften in der Transport- und Logistikbranche sei groß, sagt Obmann der Fachgruppe „Spedition und Logistik“ der Wirtschaftskammer Kärnten Markus Ebner. Er ist auch Niederlassungsleiter der Gebrüder Weiss in Maria Saal. „Wir bilden hier jährlich zwischen acht und zehn Lehrlinge aus.“ Denn es wachse nicht nur die Branche sondern eben auch der Bedarf nach gut ausgebildeten Fachkräften. „Ein drittel unserer Mitarbeiter hier wurde oder wird von uns ausgebildet“, sagt Ebner.

Besonderer Beruf

Zu diesen Lehrlingen zählt auch Susanna Rathkohl aus Feldkirchen. Die 19-Jährige ist im dritten und somit letzten Jahr ihrer Ausbildung zur Speditionskauffrau. „Dieser Beruf ist sehr vielfältig und nicht viele üben ihn aus, das macht ihn so besonders für mich“, sagt Rathkohl. Beim Lehrlingswettbewerb 2020 erreichte sie unter den Lehrlingen für Speditionskaufmänner/-frauen den ersten Platz.

Susanna Rathkohl behält das Stückgut im Auge
Susanna Rathkohl behält das Stückgut im Auge © Markus Traussnig

Bei der Arbeit gehe es unter anderem um das Organisieren und Abwickeln der Transport- und Lagerleistungen, auch mit dem Zoll müsse man sich auskennen. Die unzähligen Paletten mit verschiedensten Produkten, kann Rathkohl stets online auf ihrem Weg verfolgen.  „Während der Lehrzeit arbeitet man in verschiedensten Abteilungen mit“, sagt Rathkohl. Aktuell arbeitet sie in der Abteilung die das Stückgut organisiert. Beim Stückgut handle es sich um kleine Einzelaufträge, die keinen gesamten LKW füllen. Die Lieferungen werden dann so eingeteilt und zusammengefasst, dass kein LKW halbleer herumfährt. Als Speditionskauffrau sei man unter anderem für die Kundenbetreuung zuständig und plant sowie disponiert Aufträge der Kunden im geeigneten Transportsystem.

Die Berufe in Transport und Logistik sind hoch digitalisiert. „Anfangs war es sehr viel mit den Programmen, aber mit der Zeit kommt man in die Arbeit gut rein und kennt sich aus“, sagt die 19-Jährige. Die Berufsschule besucht sie in Mitterdorf in Mürztal. „Im letzten Jahr war ich durchgehend im Homeschooling. Das ist schwieriger, man lernt vor Ort mehr“, sagt Rathkohl. Auch ihr älterer Bruder ist gelernter Speditionskaufmann. „Durch ihn habe ich diesen Beruf überhaupt erst kennenlernt und es hat mich interessiert.“ In ihrer Freizeit macht sie gerne Sport wie Klettern oder Snowboarden. „Das ist auch ein Ausgleich zum vielen Sitzen in der Arbeit.“

Für die Lehrlinge steht in jeder Abteilung ein Lehrlingsausbilder als Ansprechperson zur Verfügung. „Es ist immer jemand da. Und auch wenn es einem schon einmal erklärt wurde, kann man immer noch ein zweites oder drittes Mal nachfragen“, sagt Rathkohl.

Die beiden Lehrlinge sorgen für einen reibungslosen Ablauf bei Lagerung und Transport der Waren
Die beiden Lehrlinge sorgen für einen reibungslosen Ablauf bei Lagerung und Transport der Waren © Markus Traussnig

Lehre im Online-Handel

Wie funktioniert ein Onlineshop hinter den Kulissen? Das weiß Romana Vobovnik aus Wolfsberg. Die 18-Jährige macht eine Lehre zur E-Commerce-Kauffrau bei Juwelier Waschier in Wolfsberg. "Für mich ist das ein Zukunftsberuf, der immer gebraucht wird", sagt Vobovnik. Selbstbewusst und voller Stolz erzählt sie von ihrem Lehrberuf, den es erst seit 2018 in dieser Form gibt. Fertigkeiten wie Datenverarbeitung, Statistiken lesen, Produktaufarbeitung, Fotografie, Bildbearbeitung und Suchmaschinenoptimierung lernt die 18-Jährige während ihrer Lehrzeit. "Außenstehende sind immer fasziniert und interessiert, wenn ich erzähle was ich beruflich mache." Die Lehrzeit beträgt drei Jahre, für Vobovnik sind es dreieinhalb da sie eine Doppellehre macht und auch zur Einzelhandelskauffrau ausgebildet wird. "Ich habe die Ware selbst in der Hand, die ich im Onlineshop platziere", sagt Vobovnik.

Romana Vobovnik macht eine Doppellehre zur E-Commerce-Kauffrau und Einzelhandelskauffrau
Romana Vobovnik macht eine Doppellehre zur E-Commerce-Kauffrau und Einzelhandelskauffrau © Erlacher

Eigener Onlineshop

Als Lehrlingsprojekt hat ihr Ausbilder Gerhard Waschier, selbst gelernter Uhrmacher und selbständig als E-Commerce Experte, einen Onlineshop eigens für die 18-Jährige programmiert. "Als Produkt für meinen Shop habe ich Namensketten gewählt. Armbänder oder Halsketten mit einer individuellen Gravur werden gerne getragen. Der Kunde weiß wo die Ware herkommt und kauft bei einem echten Juwelier", sagt Vobovnik. Zur ihrer Tätigkeit als E-Commerce-Kauffrau zählt auch die Gestaltung und Betreuung des Social Media Auftritts auf Facebook und Instagram. "Ich mache die Bilder selbst und poste regelmäßig Beiträge", sagt Vobovnik.

Gerhard Waschier und Romana Vobovnik
Gerhard Waschier und Romana Vobovnik © Erlacher

Die Zukunft

An E-Commerce komme man nicht mehr vorbei. "Es ist ein breit gefächerter Beruf und wird in unterschiedlichsten Branchen von der Kosmetik bis zur Industrie angeboten", sagt Waschier. In diesem Jahr gibt es die ersten Lehrabschlussprüfungen für E-Commerce-Kaufmänner/-frauen. "Der Onlineshop ist ein erweitertes Schaufenster für den Händler", sagt Waschier. Mittlerweile seien Händler ohne eigenen Onlineshop für den Kunden nicht mehr existent

Mehr Lehrlinge

Vobovnik ist bereits im zweiten Lehrjahr und hat große Freude an ihrem Beruf. Die Berufsschule besucht sie in Klagenfurt. "In meinem Jahrgang sind wir zu sechst. Für die Zukunft wünsche ich mir dass diesen Beruf noch mehr junge Leute ergreifen." In ihrer Freizeit spielt die 18-Jährige gerne Volleyball oder trifft sich mit Freunden. "Ich bin froh wenn das wieder möglich ist."