Sie zählen eigentlich zu den verlässlichen Umsatzbringern im stationären steirischen Mode- und Schuhhandel: Die sogenannten „Scharfen Tage“, die seit gestern – bis einschließlich Samstag – das Finale des Ausverkaufs bilden. Mit Rabatten von 50 Prozent wird Winterware abverkauft. „Und trotzdem ist fast nix los, die Frequenz in den Geschäften ist sehr gering“, resümiert Franz Rattenegger die ersten Stunden der Aktionstage. Der Murtaler Schuhhändler und Gremialobmann des Mode- und Freizeithandels berichtet von einer „katastrophalen Stimmung“ in der Branche, „bei uns ist jetzt wirklich Feuer am Dach“.

Der jüngste „emotionale Rückschlag“ sei der Beschluss der Regierung gewesen, den Lockdown für Ungeimpfte zwar aufzuheben, aber im Handel weiterhin flächendeckend 2G vorzuschreiben. „Das ist für uns nicht mehr nachvollziehbar, wir wollen für alle Kunden da sein und wir sehen es auch nicht mehr ein, dass weiterhin unsere Mitarbeiter die 2G-Kontrollen vornehmen müssen“, so Rattenegger. „Wir brauchen endlich wieder Normalität, wir stehen auch für Sicherheit, durch die Masken ist die Ansteckungsgefahr im Handel de facto nicht existent. Aus unserer Sicht – und das belegen auch rechtliche Gutachten – ist die 2G-Regel im Handel spätestens mit Einführung der Impfpflicht im Februar nicht mehr zu argumentieren, sie muss fallen.“ Und die Zeit dränge, „es kann so nicht mehr weitergehen, mit jedem Tag steigt die existenzielle Not vieler Betriebe“. In Kürze werde die neue Ware geliefert, „viele haben aufgrund der Umsatz- und Frequenzeinbrüche echte Liquiditätssorgen“.

"Das ist nicht mehr hinnehmbar"

„Das Telefon läutet durchgehend“, erzählt Klaus Friedl. Der steirische Gastro-Obmann ist mit dem geballten Unmut der steirischen Wirte konfrontiert – „die Erleichterungen für Ungeimpfte betreffen die Gastronomie ja nicht, denn für uns ändert sich rein gar nichts, wir fühlen uns eher ein bisserl vorgeführt, und das ist nicht mehr hinnehmbar“, bringt Friedl die Branchenkritik auf den Punkt. Man müsse weiterhin die 2G-Kontrollen vornehmen und sowohl die Sperrstunde (22 Uhr) als auch die maximale Personengrenze (25) bleibe bestehen, „dafür gibt es weder bei Gastronomen noch bei Gästen noch irgendein Verständnis. Wir haben das lange mitgetragen, aber jetzt reicht es“. Es gebe drastische Umsatzeinbrüche, „Gastro-Zulieferer berichten uns, dass sie derzeit um bis zu 70 Prozent weniger Ware an die Betriebe liefern, das zeigt, wie schwierig die Lage ist“.

Für Alfred Grabner, Hotellerie-Obmann und Betreiber des Sporthotels Kapfenberg ist es „völlig unverständlich, dass die Sperrstunde weiterhin bei 22 Uhr belassen und nicht angehoben wird“. Zumindest einen Zeithorizont, wann es hier zu einer Erleichterung kommt, hätte man sich in der Branche erwartet.