Nationalbankgouverneur Robert Holzmann gab am Mittwochabend ein starkes Bekenntnis zum Bargeld ab. „Erleben wir gerade den Anfang des Endes des Bargeldes? Ganz im Gegenteil“ sagte er anlässlich einer Feier zum 20-jährigen Bestehen des Euro-Bargeldes. Die Erfolgsgeschichte von Bargeld im Allgemeinen und dem Euro im Besonderen sei noch lange nicht zu Ende. Sicherheit, Anonymität und gesellschaftliche Fairness seien „Alleinstellungsmerkmale“ von Bargeld.

Bargeld stehe allen Menschen gleichermaßen und kostenlos zur Verfügung, unabhängig von Alter oder digitalen Kenntnissen und könne überall verwendet werden. „Es schließt niemanden aus und setzt keine besonderen Kenntnisse für seine Verwendung voraus“, so Holzmann laut Redetext. „Bargeld sichert uns darüber hinaus auch ein hohes Maß an Anonymität, das in den meisten Lebensbereichen entweder bereits abhandengekommen ist oder von vorneherein gar nicht mehr angeboten wird.“ Denn die Menschen wollten für sich behalten, welches Medikament sie gekauft, in welchem Hotel sie übernachtet haben. Und schließlich gebe Bargeld Sicherheit. Das gelte für die Fälschungssicherheit - 2020 seien durch Euro-Fälschungen nur rund 320.000 Euro Schaden entstanden, im Zusammenhang mit Debit- und Kreditkartenbetrug hingegen 15,9 Mio. Euro. „Der Vergleich macht uns also im wahrsten Sinne des Wortes sicher“, so Holzmann. Außerdem sei Bargeld vor Hackern geschützt und stehe bei einem Blackout „auch dann noch zur Verfügung, wenn alle Bankomaten längst stillstehen“.

Finanzminister Magnus Brunner, OeNB-Gouverneur Robert Holzmann
Finanzminister Magnus Brunner, OeNB-Gouverneur Robert Holzmann © (c) APA/HANS PUNZ (HANS PUNZ)

Die Menschen spüren sehr genau, welche Vorteile ihnen mit dem Bargeld zur Verfügung stehen, bekräftigte OeNB-Direktor Eduard Schock. Bargeld bleibe die Nummer eins in Österreich. Die große Beliebtheit sei auch „einer der Gründe, warum die OeNB selbstverständlich für die Beibehaltung des Bargeldes eintritt“. Die OeNB sei klar gegen die Einführung von Bargeldobergrenzen oder die weitere Reduktion von Banknoten.

Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) hob die historische Dimension des Euro hervor. Die Einführung der gemeinsamen Währung sei eine beispiellose Erfolgsgeschichte, von der nicht nur Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Volkswirtschaft insgesamt profitiert hätten. Das spüre man ganz besonders in Grenzregionen. Eine Studie von McKinsey habe gezeigt, dass Österreich von der Euro-Einführung relativ am meisten profitiert habe, noch vor Deutschland, Finnland und den Niederlanden.

Die Nationalbank hat am Mittwoch eine Video-Installation mit Projektionen des Euro an der Fassade des OeNB-Hauptsitzes in Wien gestartet – „als weithin sichtbares Zeichen seiner zwanzigjährigen Erfolgsgeschichte“, wie Schock hervorhob. Das soll auch daran erinnern, dass die Euro-Banknoten vom OeNB-Designer Robert Kalina entworfen wurden.