Der Begriff der Nachhaltigkeit wird inflationär verwendet. Was bedeutet Nachhaltigkeit für eine Bank?
HERTA STOCKBAUER: Nachhaltigkeit im Bankgeschäft hat eine interne und eine externe Dimension. Die interne Dimension bezieht sich darauf, dass eine Bank Maßnahmen zur Betriebsökologie und für die Mitarbeiter setzt. Die BKS Bank hat beispielsweise ihren Carbon Footprint seit 2012 um 65 Prozent reduziert und bietet ihren Mitarbeitern viele Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder eine betriebliche Gesundheitsförderung an. Die externe Dimension umfasst die Auswirkungen des Geschäftsmodells auf Umwelt und Gesellschaft. Banken spielen über ihr Produktangebot eine Schlüsselrolle im Klimaschutz und sollten diese Verantwortung auch wahrnehmen. Denn der Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft erfordert enorme Investitionen und braucht daher viel Geld.

Kann ein „grünes Banking“ so profitabel sein wie ein nicht an Nachhaltigkeit orientiertes?
Ja, auf alle Fälle. Green Banking sollte eine Win-win-Situation für Kunden, Umwelt und Gesellschaft sein. Green Banking ist neben der Digitalisierung der Schlüssel für eine strategische Weiterentwicklung des Bankensektors.
Was bedeutet nachhaltiger Lebensstil für Sie persönlich?
Nachhaltigkeit spielt schon lange eine große Rolle in meinem Lebensstil. Ich habe immer schon regional eingekauft und fahre schon seit vielen Jahren ein Hybridauto. Seit einigen Jahren trachte ich noch stärker danach, meinen ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, indem ich weniger Fleisch esse, bewusst einmal zu Fuß gehe oder mein Eigenheim energietechnisch auf dem neuesten Stand halte.

Würden Sie Aktien von Ölkonzernen kaufen?
Ja, wenn eine Transition zu einer klimafreundlicheren Geschäftspolitik klar erkennbar ist.

Kryptogeld ist extrem energieintensiv. Braucht es Beschränkungen, um dem Einhalt zu gebieten?
Es ist richtig, dass das Mining von Cryptoassets einen hohen Energiebedarf aufweist. Manche Stimmen sehen darin sogar die Erreichung der Klimaziele als gefährdet. Ich würde es daher sehr begrüßen, wenn sich die EU auch rasch dieser energiepolitisch und regulatorisch bedenklichen Entwicklungen annehmen würde.

Was kommt auf die Unternehmen, die heute noch oft von fossiler Energie abhängig sind, zu?
Je höher der CO2-Ausstoß eines Unternehmens, desto höher werden in Zukunft die Kosten sein. Der Umstieg auf alternative Energiequellen hat ebenso an Fahrt aufgenommen, wie die Entwicklung von grünen Produkten. Daher stecken Risiken, aber auch Chancen für Unternehmen in diesem enormen Transformationsprozess.

Ist die Wirtschaft in der Steiermark und Kärnten schnell und konsequent genug in der Umstellung auf nachhaltige Geschäftsmodelle?
Einen großen Vorsprung haben natürlich jene Unternehmen, die sich schon längere Zeit mit dem Thema auseinandersetzen. Ich kann die Frage daher mit einem klaren Ja beantworten, auch wenn es noch viel zu tun gibt.

Ist Ihnen das Tempo, dass die Regierung beim Klimaschutz jetzt einschlägt, zügig genug?
Das derzeitige Tempo ist hoch und wenn wir auf die letzten 12 Monate zurückblicken, dann hat sich sehr viel getan. Der Zug fährt, noch mehr Tempo wäre für viele Unternehmen aber nicht verkraftbar.