Mehr als 50 Prozent der Winterurlaube in Europa werden in Österreich verbracht. Und rund die Hälfte aller Nächtigungen in Österreich werden im Winter gezählt: 73 Millionen waren es im Winter 2018/19. Die Wintersaison spielt also eine zentrale Rolle für den heimischen Tourismus. Im Vorjahr war sie ein Totalausfall. Das soll heuer laut Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein anders werden.

Am Montag präsentierten sie die neuen „Winterregeln“. Grundsätzlich gilt die 3-G-Regel (geimpft, genesen, getestet) sowohl für Hotellerie, Gastronomie, Seilbahnbetriebe und Weihnachtsmärkte. Für geschlossene Gondeln gilt zusätzlich eine FFP2-Maskenpflicht für alle, auch für die Geimpften.

Per Gesetz sind Seilbahnen zwar ebenso wie U-Bahn oder Zug „öffentliche Verkehrsmittel“, wo eine Maske genügt. Dennoch werden bei ihnen strengere Maßstäbe angesetzt.Damit gehen – im Vergleich zur Saison 20/21 – aber auch Erleichterungen einher.So fallen die Kapazitätsgrenze (im letzten Winter war nur eine Belegung von maximal 50 Prozent erlaubt) und damit auch die Abstandsregeln. Schlangen vor dem Lifteinstieg sollte es also heuer nicht geben.

Grundlage für die Winterregeln ist jener 3-Stufen-Plan, der am 15. September in Kraft getreten ist. Je nach Auslastung der Intensivkapazitäten in den Spitälern werden verschärfte Maßnahmen verordnet. Wobei hier gelte, dass es für Geimpfte und Genesene kaum noch Einschränkungen geben soll. Sie werden nur „die Ungeimpften betreffen“, so Mückstein.

Die Seilbahnbranche zeigt sich grundsätzlich erfreut, dass nun einmal ein Fahrplan für die Wintersaison vorliegt. Das Ziel, mit offenen Grenzen und uneingeschränkten Reiseverkehr durch die Saison zu kommen, habe oberste Priorität, sagt Österreichs Seilbahnsprecher Franz Hörl aus Tirol. Es zeichne sich ab, dass es einheitliche Regeln im gesamten Alpenraum geben soll. 85 Prozent der österreichischen Seilbahnen sind ohnehin offene „Fahrbetriebsmittel“ mit geringerem Infektionsrisiko und einer Beförderungszeit von weniger als 15 Minuten.

Offene Fragen rund um Tickets

Auch Kärntens Seilbahnsprecher Manuel Kapeller-Hopfgartner (Gerlitzen) – er spricht für 24 Seilbahnen – sagt: „Wir tragen die Maßnahmen mit, hoffen aber, dass bei der Ausformulierung der Verordnungen einfache Sätze und damit einfache Regeln herauskommen. Zum Beispiel sollten wir von den Seilbahnen nicht diejenigen sein, die beim Liftkartenkauf die 3 Gs prüfen.“

Vielmehr plädiert Kapeller-Hopfgartner dafür, dass die „Exekutive bzw. die Behörde Stichproben durchführt“. Man müsse den Skifahrern bzw. Gästen auch zutrauen, dass sie Sorge dafür tragen, den Nachweis zu erfüllen. Bleibt noch die Frage, wie Besitzer von Saisonkarten und Online-Tickets 3-G-mäßig überprüft werden.

Dass das Tragen von FFP2-Masken in Seilbahn und Lift verpflichtend bleibt, sieht Kapeller-Hopfgartner nicht als Problem, sie sei „mittlerweile eine Institution“. Die Stimmung sei jedenfalls positiv: „Alle wollen wieder auf den Berg.“

„Jede Regel ist ok, solange wir offen halten dürfen“

Dem Thema Après-Ski kommt wiederum bereits seit Beginn der Pandemie eine ganz eigene – im Wesentlichen unrühmliche – Rolle zu. Das hat insbesondere mit den Fällen in Ischgl im März 2020 zu tun, die derzeit auch Gegenstand von Gerichtsverhandlungen sind.

Im letzten Winter war die Gastronomie vom Lockdown betroffen, an Après-Ski auf den Skibergen war damit ohnehin nicht zu denken. Heuer soll es wieder möglich werden, wenn auch unter besonders strengen Vorgaben, wie gestern betont wurde. Laut Tourismusministerin Elisabeth Köstinger gelten dieselben Regeln wie für die Nachtgastronomie. „Eventuell wird zusätzlich eingeschränkt“, räumt sie ein. Ab Stufe 2 (des Stufenplans der Regierung) sei das die 2-G-Regel. Die Sperrstunden für das Après-Ski „sind in den Gemeinden und Regionen autonom zu regeln“. Ab Stufe 3 zählt beim Testen generell nur noch ein PCR-Test, gab die Ministerin bekannt. Branchenvertreter geben aber zu bedenken, dass vielfach gar nicht so klar sei, was eigentlich unter Après-Ski falle.

„Grundsätzlich schauen wir positiv nach vorne und hoffen, dass die Einschränkungen zunächst einmal eines vermeiden: einen neuen Lockdown“, sagt Franz Pacheiner vom Alpengasthof Pacheiner in Treffen. Er geht davon aus, dass die Gäste sich – wie auch schon im Sommer – den Maßnahmen fügen werden. „Falls die Stufen 2 oder gar 3 eintreten, bin ich mir aber sicher, dass das die Gäste einschränken würde.“ Ins selbe Horn bläst Georg Mathiesl, Hüttenwirt auf der Turrach („AlmZeit“): „Ich bin für jede Regel – solange wir offen halten dürfen.“

Robert Seeber, Obmann der Bundessparte Tourismus in der Wirtschaftskammer, hält fest: „Im Interesse der Gäste, Mitarbeiter, Unternehmen und auch Behörden ist es entscheidend, dass die Auflagen und Maßnahmen legistisch und organisatorisch so umgesetzt werden, dass sie einfach handhabbar sind.“