Die Gastronomie fürchtet, dass den Öffnungsschritten nach dem Corona-Lockdown schon nächste Woche wieder das große Zusperren folgen könnte, nachdem sich die Coronacluster zuletzt gehäuft haben - mehr als 50 Infizierte in Salzburg, 30 in Graz, 14 in Linz - und die PCR-Pflicht kommt. "Die meisten wollen sich dieses erste Wochenende noch anschauen, wie es läuft. Aber wir gehen davon aus, dass die Hälfte danach wieder zusperrt", so Gastro-Branchenobmann Mario Pulker zum "Kurier", wo er sich zugleich für eine  generelle Impfflicht in der Gastronomie ausspricht.

Ansteckungen durch gefälschte Tests

Im Ö1 Morgenjournal am Donnerstag kritisiert er zudem die mangelnde Eigenverantwortung der Gäste. Durch gefälschte Tests sei es etwa in der Nachtgastro zu etlichen Ansteckungen gekommen. Die Öffnung der Nachtgastronomie selbst sei aber kein Fehler gewesen, im Gegenteil, so Pulker, der auf Massenpartys am Donaukanal und anderswo verweist, wo Menschen dicht an dicht gefeiert hätten.

Zu der Einschätzung des Branchensprechers der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) hieß es heute aus dem Tourismusministerium zur APA: "Auch in der Gastronomie gibt es leider immer noch Bereiche, die noch längere Zeit benötigen werden, um sich ganz von der Krise zu erholen. Hier sind speziell die Gastronomiebetriebe in den Städten zu nennen (...) Auch die Nachtgastronomie zählt zu den besonders betroffenen Branchen."

Sollten sich die Wirte entschließen, ihre Pforten vorerst wieder zu schließen, liefen für sie die bisherigen Förderungen (Umsatzersatz, etc.) weiter - was aber für die Branche trotzdem erhebliche Einbußen mit sich bringe, so Pulker zur APA. Laut Tourismusministerium stellen diese Hilfen nicht auf die Schließung eines Betriebes ab, sondern auf den Umsatzentfall. "Daher steht jedem Betrieb frei, ob dieser öffnet oder geschlossen bleibt", so das Ministerium. Aktuell können der Ausfallbonus, der Verlustersatz oder der Fixkostenzuschuss beantragt werden.

Pulker plädierte im "Kurier"-Gespräch für eine Impfpflicht in der Gastronomie. "Ich würde sowieso generell in eine Impfpflicht gehen. Und fertig", fordert der Branchensprecher. "Die, die sich nicht impfen lassen, müssen halt draußen bleiben." Das bekräftigt er auch im Ö1-Morgenjournal am Donnerstag: "Wenn man von Impfpflicht redet, dann regen sich alle auf", so Pulker, Befragungen würden aber große Zustimmung zeigen und die Diskussion müsse man führen dürfen, denn auf Dauer werde es ein Problem für die gesamte Wirtschaft in Österreich und Europa, wenn man nicht alles versuche, die Leute zum Impfen zu bringen.

Dazu äußerte sich das Ministerium auf Anfrage nicht direkt, mit der 3-G-Regelung habe man jedenfalls "eine sehr wichtige Maßnahme gesetzt". Mit Verweis auf die Nachtgastronomie hieß es, dass mit der 2-G-Regel ab 22. Juli "für bestmögliche Sicherheit" gesorgt werde.

Matthias Krenn, Bundesobmann der Freiheitlichen Wirtschaft und Vizepräsident der Wirtschaftskammer (WKÖ), zeigte sich über den Impfvorstoß von Pulker empört: "Dass ausgerechnet du als oberster WKO-Gastronom allen Nicht-Geimpften, Gesunden, Genesenen und Getesteten den Zutritt zu den Lokalen deiner Mitglieder verwehren willst, ist hochgradig verstörend und hinterlässt deine WK-Mitglieder sprachlos."

Die Wirtschaftskammer Österreich selbst teilte mit, dass sie alle Maßnahmen unterstütze, die Infektionen reduzierten und gleichzeitig helfen würden, mögliche weitere Schließungen abzuwenden. "Ganz wichtig ist es dazu, die Impfquote zu erhöhen", hieß es in der Mitteilung an die APA vom Mittwoch. Jedenfalls habe "die Wirtschaft" hierbei bereits "Verantwortung übernommen und rund 800.000 Arbeitnehmer in den Betrieben geimpft". Ziel der WKÖ sei es, dieses betriebliche Impfen auszuweiten und auch Zielgruppen zu erreichen, in denen die Impfbereitschaft bisher noch eher gering war. "Ein Beispiel dafür sind Lehrlinge, die wir über unsere Mitgliedsbetriebe verstärkt motivieren wollen, sich impfen zu lassen."

Betriebliches Impfen forcieren

Außerdem solle betriebliches Impfen schon in Betrieben ab 50 Mitarbeitern für die Beschäftigen sowie deren Familien angeboten werden. Derzeit ist betriebliches Impfen den Angaben zufolge in manchen Bundesländern nur in Unternehmen ab 200 Mitarbeitern vorgesehen.

Für Kleinbetriebe mit weniger als 50 Mitarbeitern sollten außerdem mobile Impfteams zur Verfügung gestellt werden, wenn es nach der WKÖ geht. "Und auch Impfaktionen im Rahmen von Unternehmensveranstaltungen oder Impfstraßen in Einkaufszentren sollten vermehrt angeboten werden, um einen Beitrag zur Eindämmung des Infektionsgeschehens zu leisten."