Die Übernahme hat nun doch geklappt, Sie sind am Ziel, berührt Sie das auch emotional?
SIEGFRIED WOLF: Mich berührt vor allem eines, dass meine Kollegen, die gesamte Mannschaft immer daran geglaubt hat, und dass wir jetzt gemeinsam mit den Mitarbeitern eine Zukunft für den Standort verkünden können. Die Gewinner sind die Mitarbeiter. Natürlich berührt mich das auch emotional, es ist auch eine Herzensangelegenheit für uns.

Wie geht es jetzt weiter, ist alles fix unter Dach und Fach?
Ja. Der Aufsichtsrat von MAN hat sich einstimmig für uns ausgesprochen, also auch die Belegschaftsvertreter. Es wurde auch noch einmal betont, dass wir das einzige schlüssige, wirtschaftlich nachvollziehbare Konzept vorgelegt haben.

Gab es Konkurrenzangebote?
Es gab Traumschlösser, die gezeichnet wurden, aber kein Konzept. Wir laden aber alle ein, sich an der offenen Forschungs- und Entwicklungsplattform für Green Mobility im Land Oberösterreich zu beteiligen.

Was war aus Ihrer Sicht letztlich ausschlaggebend?
Der Glaube an den Standort Steyr, und dass wir eine Vision entwickelt haben, mit der eigenen Marke Steyr über Österreich hinaus globale Strahlkraft zu entwickeln.

Steht die Belegschaft nun auch voll dahinter? Es gibt Nachbesserungen, aber auch die von vornherein angekündigte maximale Lohnreduktion von 15 Prozent des Nettobezugs.
Insgesamt ist es so möglich, zwei Drittel der bisher am Standort tätigen Stammbelegschaft zu halten. Den Arbeitnehmervertretern und auch uns ist bewusst, dass nur ein wettbewerbsfähiger Standort überlebensfähig ist. Wir sind alle gefordert, Preis und Qualität unserer Produkte müssen stimmen. Und klar ist auch: Die Fahrzeugindustrie steht vor einer der größten Herausforderungen ihrer Geschichte, und wir wollen hier ganz vorne mit dabei sein.

Eine weitere Urabstimmung wird es diesmal nicht geben?
Es war immer meine Priorität, mit Offenheit und Transparenz zu kommunizieren. Wir wurden damals in eine Abstimmung getrieben. Wir wollen jetzt mit jedem Mitarbeiter eine Lösung erzielen.

Eine Schlüsselrolle spielt ja auch der russische GAZ-Konzern. Bleibt es dabei?
Russland wird ein wesentlicher Kunde und ein wesentlicher Lieferant sein, aber ich betone, dass es zwei eigenständige Unternehmen sind. Insgesamt wollen wir sieben Produktlinien unter der Marke Steyr für den Weltmarkt fertigen, dafür braucht es Partnerschaften. Gerade für die Übergangsphase ist es auch wichtig, dass MAN Kunde bleibt und wir bis 2023 hinein im Auftrag von MAN Lkw und Komponenten fertigen können. Parallel dazu wird eine neue Fertigung aufgebaut.