Dass etwas im sprichwörtlichen „Busch“ ist, war in den vergangenen Tagen bereits zu vernehmen. Um die Rettung des MAN-Werks in Steyr sei es „verdächtig still geworden“, war da etwa zu hören. Doch während sich die einzelnen Protagonisten nach außen in Schweigen hüllten, liefen im Hintergrund die Verhandlungen auf Hochtouren. Seit gestern ist klar: Der noch vor fast genau zwei Monaten in einer Urabstimmung der Belegschaft mit zwei Drittel der Stimmen abgelehnte Steirer kommt nun doch zum Zug. „Es ist durch“, bestätigte Wolf der Kleinen Zeitung zu Mittag einen Online-Bericht der „Oberösterreichischen Nachrichten“. Auch von MAN kam nach einer Aufsichtsratssitzung die Bestätigung: „Das Werk in Steyr bleibt erhalten“, so MAN-Chef Andreas Tostmann via LinkedIn.

MAN wolle nun „alles dafür tun, den Standort planvoll zu übergeben“.
Wie sieht nun der weitere Fahrplan aus? Ex-Magna-Boss Wolf übernimmt das Unternehmen, produziert bis Anfang 2023 weiter im Auftrag von Lastwagen und Komponenten für MAN und baut parallel dazu neue Fertigungen auf, von denen ab 2023 sieben neue Nutzfahrzeugtypen unter der Marke „Steyr“ für den Export auf den Weltmarkt vom Band laufen sollen. Wolf betont, seine Zusagen aus dem „verbesserten Übernahme- und Sozialplankonzept“ einzulösen: Es bleiben demnach 1250 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und sämtliche Lehrlinge, derzeit 160, beschäftigt. „Zusätzlich können in einer mit dem Land Oberösterreich geschaffenen, zweckgebundenen offenen Forschungs- und Entwicklungsgesellschaft weitere 150 Beschäftigte Arbeit finden.“ Unterm Strich sollen so 1400 Arbeitsplätze sowie die 160 Lehrstellen erhalten bleiben. Wie schon im Ursprungskonzept vorgesehen, kommt es zu einer „maximalen Lohnreduktion von minus 15 Prozent vom Nettobezug“, wie betont wird. Insgesamt sei es so möglich, „zwei Drittel der bisher am Standort tätigen Stammbelegschaft zu halten“. Damit könne der traditionelle Industriestandort mit seinen hoch qualifizierten Beschäftigten unter der wiederbelebten Marke Steyr einer erfolgreichen Zukunft entgegensehen.

Für mehr als 130 Beschäftigte soll es außerdem eine Altersteilzeitlösung geben. Rund 500 Jobs fallen dennoch weg, das „Abfindungspaket“ im Sozialplan soll nun etwas höher dotiert werden. Die Betroffenen sollen „nach dem deutschen Modell in der Nettoausgleichszahlung“ gleichgestellt werden.

„Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen“

Arbeiterbetriebsrat Helmut Emler zeigte sich in einer ersten Reaktion zwar überrascht, sagte aber auch: „Wir nehmen den Verkauf zur Kenntnis.“ Man wolle sich nun so schnell wie möglich mit dem neuen Eigentümer an einen Tisch setzen. Denn „je mehr Arbeitsplätze erhalten werden, umso besser“. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA betonen indes: „Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“ Die bestehenden Verträge mit den Arbeitnehmern hätten weiterhin Gültigkeit. „Es gibt bisher nur einen Deal von Wolf mit MAN. Es gibt aber noch keinen Deal mit den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie den Gewerkschaften.“

Eine zweite Urabstimmung (wie im April) soll es diesmal nicht geben. Die Zustimmung erfolge gewissermaßen mit jeder Unterschrift unter einem Arbeitsvertrag, Wolf geht davon aus, dass die meisten das Angebot annehmen. MAN bezeichnete das Angebot von Wolf und seiner WSA einmal mehr „als einzige tragfähige Alternative. Zur Schließung sei nur der Verkauf an WSA in Frage gekommen“.

Sobald die Fertigungsinfrastruktur adaptiert ist, will Wolf unter der Marke „Steyr“ eine umfassende Produktlinie am Standort fertigen lassen. Darunter sieben Nutzfahrzeuge vom Kastenwagen über einen Citybus bis zum LKW. Zudem setze man auf die Schwerpunkte E-Mobilität, Wasserstofftechnologie und autonomes Fahren.