Woche für Woche das ähnlich trübe Bild: Der österreichische Arbeitsmarkt steckt weiterhin in der schwersten Krise der Nachkriegszeit. Zu den bundesweit 520.000 Menschen ohne Job (inklusive Schulungsteilnehmern) kommen mehr als 465.000 in Kurzarbeit. Eine schaurige Kulisse, die an sich nicht dazu angetan scheint, Debatten über Fachkräftemangel oder offene Stellen, die vielfach lange nicht besetzt werden können, anzustoßen. Doch genau mit dieser „paradoxen Situation“ ist die Arbeitsmarktpolitik, auch in der Steiermark, konfrontiert, wie AMS-Geschäftsführer Karl-Heinz Snobe betont. „Selbst in Zeiten der Rekordarbeitslosigkeit gibt es Berufe, in denen der Mangel an Fachkräften anhaltend ist.“

Eine detaillierte Auswertung des AMS zeigt, dass in zahlreichen Berufsfeldern seit Jahren ein akuter Fachkräftemangel herrscht – und hier auch die Coronakrise keine Trendwende eingeläutet hat. Insgesamt weist das AMS Steiermark nicht weniger als 23 Berufe aus, bei denen – über das gesamte Vorjahr gesehen – mehr als 100 offene Stellen mehr gemeldet wurden als Arbeitslose. Dabei stechen besonders Handwerksberufe, Techniker sowie Pflege- und Gesundheitsberufe hervor, darunter Elektroinstallateure, Bauberufe, Schlosser, Techniker in der Datenverarbeitung oder aber auch Buchhalter und Bautischler.
Das Arbeitsministerium hat bereits im Dezember 2020 die sogenannte Fachkräfteverordnung 2021 erlassen. Auf der sogenannten Mangelberufsliste sind für die Steiermark neben einer Reihe von akademischen Berufen (vor allem im technischen Bereich) oder Ausbildungen auf Maturaniveau auch 40 Berufe aufgelistet, die eine Lehrausbildung voraussetzen.

Auf Basis dieser Liste hat das AMS einen „ganzen Werkzeugkasten an Schulungs- und Weiterbildungsangeboten sowie Zusatzqualifikationen“ zusammengestellt, wie Snobe betont. „Wir wollen arbeitsuchende Personen in der Bildungsberatung dazu motivieren, diese Berufe ganz besonders in Betracht zu ziehen. Wir im AMS sind dafür gerüstet.“

"Menschen erreichen und überzeugen"

Erst in den letzten Tagen habe man beispielsweise 14.000 steirische Arbeitslose über ihr eAMS-Konto kontaktiert, „wir wollen die Anzahl der Schulungsteilnehmer in der Fachkräfteausbildung massiv erhöhen“, so Snobe. Die Zahl der offenen Stellen in diesen Segmenten würden untermauern, wie groß die Chancen mit diesen Ausbildungen sind. Es gehe nun darum, „die Menschen zu erreichen und zu überzeugen“, so Snobe. Gleichzeitig wolle man ihnen in Coronazeiten auch die Angst nehmen. „Wir bieten Tests, kostenlose FFP2-Masken, Schulungen in Kleingruppen, die Teilnehmer müssen hier keine Sorgen haben“, betont Snobe. Für ihn steht fest, dass der Ruf der Betriebe nach qualifizierten Fachkräften noch lauter als je zuvor ertönen wird, sobald die Wirtschaft wieder anspringt, „das wird dann blitzartig gehen, daher sind wir alle gefordert, die aktuelle Situation für Aus- und Weiterbildungsprogramme mit speziellem Fokus auf diese Mangelberufe zu nützen“.