Mit 35 Jahren hat der Brite Dave Ryding beim Slalom in Kitzbühel nicht nur sensationell seinen ersten Weltcupsieg gefeiert, sondern auch Ski-Geschichte geschrieben. Der bislang letzte und einzige Athlet aus Großbritannien, der ein Hahnenkammrennen gewinnen konnte, war Gordon Cleaver, der 1931 die erste Kombination in Kitzbühel für sich entscheiden konnte.

Doch Ryding verdankt seinen Sieg letztlich auch einem Brucker, genauer gesagt dem erst zu Weihnachten 2021 verstorbenen Hans Kuwall. Kuwall – er wurde 88 Jahre alt – ging in den 1950er-Jahren einst als junger Bursch als Schilehrer zum ebenfalls aus Bruck stammenden Karl Fuchs nach Schottland, machte sich aber bald selbständig. Mit seinem Können und seinen Ideen, so gilt Kuwall als Erfinder des Skifahrens auf Matten, prägte er den schottischen Skisport. Als wesentliches Jahr gilt dabei 1963: Als Mitglied eines Teams von schottischen Skilehrern trat er in London gegen ein englisches Team an – und tat dies eben auf Plastikmatten. Die Idee für das Skizentrum Hillend im schottischen Edinburgh war geboren, wo Kuwall 29 Jahre seines Lebens verbringen sollte und das zugleich vielen britischen Skisportlern als Trainingscamp diente. So formte Kuwall im Laufe der Jahre etwa die Olympiateilnehmer Martin und Graham Bell.

Dort gab sich – wie im Video oben zu sehen – auch Ryding die Ehre, der das Skifahren auf Matten unweit seiner Heimat Bretherton in Lancashire, nördlich von Liverpool, erlernt hatte. Zwar durfte Ryding nach einigen Jahren erstmals auch auf Schnee fahren, bis zu seinem 21. Lebensjahr trainierte er aber immer wieder auf Gras- oder Plastik-Pisten. Der Erfolg sollte sich dennoch einstellen, am Samstag schrieb Ryding Geschichte.

Diesen Erfolg nur um wenige Tage verpasst hat leider Hans Kuwall, der seit 1957 mit Barbara verheiratet war und mit ihr die gemeinsamen Söhne Peter und Tony aufzog. Das Ableben des Wahlschotten, der bei besonderen Anlässen noch immer gerne Steireranzug trug, war in seiner Heimat Grundlage für viele Nachrufe. Dort wird Kuwall, der ab 1962 auch eine Skischule in Carrbridge betrieb, als „inspirierende und zugleich bescheidene Persönlichkeitgewürdigt, der einen großen Anteil an der Entwicklung des Skisports in Großbritannien hatte. Mit seinem Tod, so heißt es in einem Nachruf, gehe nun eine Ära für den schottischen Skisport zu Ende. Das Vermächtnis Kuwalls lebt dank Dave Ryding aber weiter – vielleicht ja schon am Dienstag in Schladming.