"Tirez" ("ziehen"), steht noch immer an der Tür. Im guten alten Pastis - übrigens ein Lieblings-Lokal von vielen Kleine-Redakteur*innen - ist vor zwei Wochen aber Vietnam eingezogen. Die vietnamesische Küche ist allerdings von der französischen eh nicht so weit entfernt, die Kolonial-Vergangenheit von "Indochine" sorgte für einen starken Einfluss der cuisine française in der Küche, sogar Baguettes sind in Vietnam ziemlich gängig.

Die stehen im neuen "Le Viet", einem Grazer Ableger der beiden gleichnamigen Wiener Lokale, nicht auf der Karte, dafür aber natürlich alle feinen Klassiker der vietnamesischen Küche - klassische Pho-Suppen, erfrischende Sommerrollen, Reisnudel-Bowls  und auch einigen veganen Gerichten.

"Du du" ist ein Papayasalat

Die Auswahl auf der Karte fällt gar nicht so leicht, gekostet haben wir "Du Du", einen grünen Papayasalat mit Erdnüssen (6,50 Euro, mit extra  Shrimps 7,90) - der fällt im Vergleich mit dem sehr scharfen Thai-Gegenstück um vieles milder und feiner abgeschmeckt aus. Serviert wird er in einer essbaren Schüssel aus knusprig gebackenem Reismehl. Als Vorspeisen kommen am Tisch auch Banh Xep Cari, die knusprigen Curryteigtaschen, gefüllt mit Rindfaschiertem oder Gemüse (4 Stück um 5 Euro) bestens an, wie auch die Frühlingsrollen mit Garnelen und gegrilltem Schweinefleisch (5,50 Euro).

Der Klassiker Pho - wir haben die Suppe mit Hühnerfleisch (Pho Ga, 12,90 Euro) gekostet - fällt auch ziemlich gut aus, wobei ein bisserl mehr Geschmack in der Suppe nicht geschadet hätte. Aber vielleicht sollten wir dann gleich Rind bestellen. Vit Nuong (15,90 Euro), die knusprige Ente mit Pak Choi-Gemüse und Reis schmeckt ebenso richtig fein.

Desserts: Besser als erwartet

Mit nicht besonders großen Erwartungen ob der bisherigen Erfahrungen mit Asia-Desserts kosten wir uns auch noch durch die Nachspeisenkarte - das Matcha-Tiramisu und der Mango- bzw. Bananenklebreis (alles je 5,50 Euro) schmecken aber wesentlich besser als erwartet. Kein Vergleich mit Sachertorte, aber doch ganz gut!

Schönes Ambiente, verbesserungswürdige Akustik

Einen Besuch wert ist das Lokal aber allein schon wegen des Ambientes - nicht nur dann, wenn man neugierig ist, was aus dem alten Pastis geworden ist. Die Galerie und die Stiege, die das Lokal so besonders machten, sind natürlich geblieben. Das Ganze wurde aber gekonnt in ein sehr edles, modernes Asia-Lokal übersetzt - ohne Kitsch, sondern mit Geschmack. Und mit rot lackierten Säulen als Blickfang. Ein Manko, das man vom alten Pastis übernommen hat, ist die Akustik - wenn das Lokal vor Gästen nur so brummt, ist es schon ziemlich laut.

Die Getränkeauswahl ist groß, an die französische Vergangenheit (des Lokals!) erinnert eine kleine, feine Weinkarte mit einigen offenen Weinen, dazu gibt's Aperitif-Cocktails mit Tonic, Saigon-Bier oder auch Tee. Die sehr sympathischen Kellnerinnen und Kellner sind sehr bemüht, noch läuft es allerdings nicht ganz rund, es hat alles etwas länger gedauert als es sollte. Das ist in den ersten Wochen eines Lokals aber verzeihbar - schon gar, wenn der Service professionell und von sich aus reagiert und sich mit einer Runde  vietnamesischem Reisschnaps aufs Haus entschuldigt. Bei der Gelegenheit lernen wir auch einen kleinen, aber wichtigen, Brocken Vietnamesisch: "Dzô!" (in etwa ausgesprochen wie "Yo!") heißt Prost.

Neben Tonkin und Vina eines der besten vietnamesischen Restaurants in Graz, optisch auf jeden Fall das Schönste. Die Portionen sind relativ klein, das Preis-Leistungs-Verhältnis leicht gehoben, aber für die Qualität ok. Also: "Tirez", und dann "Dzô!"

Le Viet: Adresse und Öffnungszeiten

Le Viet. Leonhardstraße 2, Graz.
+43 316 22 88 26 15
office@leviet-graz.at

www.leviet-graz.at

Öffnungszeiten:
So bis Do 11.30 bis 23 Uhr,
Fr bis Sa 11-2 Uhr.