Dass das Land für das große Amazon-Logistikzentrum in Graz Liebenau keine Umweltverträglichkeitsprüfung vorschreibt, lässt die Polit-Wogen in und um Graz hochgehen. Von der Stadtpolitik gibt es heftige Kritik an Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ), die den Ball umgehend ans Grazer Rathaus zurückspielt.

Nun meldet sich aber auch die Umweltorganisation World Wide Life Fund (WWF) mit Kritik daran, dass das Land Steiermark bei einem 5,7 Hektar großen Logistikzentrum auf eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung verzichte. „Die Steiermark ist bereits jetzt mit 3,3 Hektar Flächenfraß pro Tag an der Spitze der Bundesländer. Wer so ein Mega-Projekt ohne UVP durchwinkt, hat die Dramatik unserer Situation noch immer nicht verstanden“, sagt Maria Schachinger, Bodenschutz-Sprecherin des WWF.

Amazon in Graz abseits des Schienennetzes

Die Erderhitzung werde akuter, Flächenfraß gefährde überlebenswichtige Bodenfunktionen und die biologische Vielfalt. Die Folgen der Verbauung und Übernutzung der Natur seien deutlich spürbar, trotzdem werde weiterhin fast ungebremst verbaut und versiegelt. Das geplante Projekt zerstöre nicht nur eine riesige Fläche wertvollen Ackerlands, es befinde sich auch noch weit abseits des Güter-Schienennetzes und würde damit für ein massives zusätzliches Verkehrsaufkommen sorgen.

Die Forderungen: UVP-Reform und Bodenschutzvertrag

Aktuelle Zahlen des Umweltbundesamtes zeigen, so der WWF: In den letzten 15 Jahren haben die Behörden in Österreich in der überwiegenden Mehrheit gegen eine umfassende Umweltverträglichkeitsprüfung von Bauprojekten entschieden. In nur 15 Prozent der Fälle seit 2005 wurde eine UVP angeordnet. Die Naturschutzorganisation WWF Österreich fordert einen Bodenschutz-Vertrag, der den Flächenfraß verbindlich stoppt, parallel dazu braucht es eine Reform des Umweltrechts mit einer Senkung der Schwellenwerte für Umweltverträglichkeitsprüfungen, eine breite Naturschutz-Offensive und die Ökologisierung des Steuersystems und der Raumordnung.