Es ist nicht „nur“ ein Grazer, den wir für das Jahr 2020 als Kopf des Jahres auszeichnen, sondern wohl der Grazer überhaupt – Arnold Schwarzenegger, genau genommen natürlich aus Thal, ist so berühmt, dass wir Steirer im Ausland seinen Namen nennen, um zu erklären, wo wir eigentlich herkommen („That’s where Arnie was born!“).

„Aber was habe ich denn letztes Jahr geleistet? Bekomme ich den Preis für witzige Videos mit Lulu und Whiskey?“, antwortete Schwarzenegger launig auf unsere erste Nachricht über den Lebenswerk-Preis. Die Filmchen mit seinem Esel und seinem Zwergpony, die er im Lockdown zu Internet-Berühmtheiten gemacht hat, waren zwar nicht unbedingt ausschlaggebend, doch sie sind ein Teil des Ganzen. Zeigen sie „Arnie“ doch in einer seiner besten Rollen: Als Elder Statesman und Hollywoodstar in einem, als jemand, der einen gewichtigen Kommentar zu jüngsten Entwicklungen in der US-Politik in die Kamera spricht – und seine Argumente unterstreicht, indem er ein „Conan“-Schwert zückt. Als jemanden, der ein Level an souveräner Coolness erreicht hat, das so unerreicht ist wie seine Karriere.

Als Schwarzenegger noch in Bodybuilderzeiten den Beinamen „Steirische Eiche“ verpasst bekam, war noch nicht klar, wie gut der Titel viele Jahrzehnte später noch immer passen würde – denn Eichen sind nicht nur starke Bäume, sie wurzeln auch sehr tief. Und genauso betont „Arnie“ immer, dass er niemals vergessen hat, wo er herkommt. Wer einmal im Museum in Thal bei Graz war und dort das einfache Stahlrohrbett, die alte Küche und das Plumpsklo gesehen hat, der bekommt eine ungefähre Vorstellung, was damit gemeint ist.

Dass die Eiche in den Hollywood-Himmel und viel weiter darüber hinaus gewachsen ist, hatte kaum mit Glück zu tun, dafür viel mit harter Arbeit und extremer Zielstrebigkeit. Und einer weisen Lebenseinstellung, die ihn schon begleitete, als man in ihn noch als Kraftprotz abstempelte: Sich stets mit den richtigen Menschen zu umgeben – Menschen mit Erfahrung und Zug zum Erfolg. Menschen, die einen weiterbringen.

Wie weit ihn all das gebracht hat, ist bekannt: Zum nach wie vor unerreichten Bodybuilder und siebenfachen Mister Olympia. Zum weltbekannten Schauspieler, der es geschafft hat, schauspielerische Defizite und einen breiten österreichischen Dialekt („Äktschn“) zum Markenzeichen auszubauen und der als „Terminator“ in die Filmgeschichte einging. Darauf regierte er noch als „Governator“ zwei Amtsperioden lang Kalifornien – und musste für seine harte Linie zu Immigrationspolitik und Todesstrafe weit härtere Kritik einstecken als für jedes schauspielerische Defizit.

Auch aus Graz: In der Menschenrechtsstadt wurde die Umbenennung des damaligen Schwarzenegger-Stadions diskutiert, er kam dem jedoch zuvor und schickte den Ehrenring ans Rathaus retour. Politisch hat sich „Arnie“ zuletzt immer stärker für Klima- und Umweltpolitik eingesetzt, nicht nur dafür bekam er 2017 auch wieder einen Ehrenring angesteckt, diesmal vom Land Steiermark, 2020 folgte das Große Goldene Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik.

Und nun folgt die Auszeichnung für das Lebenswerk bei den „Köpfen des Jahres“ in Graz und Graz Umgebung. Oder „Man of the Year“, wie Schwarzenegger es in seinem Dankesvideo nennt: „Das ist für mich allein schon deshalb etwas Besonderes, weil ich mit der Kleinen Zeitung aufgewachsen bin. Die Kleine Zeitung war für mich das Fenster in die große, weite Welt.“ Diese große weite Welt hat er längst erobert, die Wurzeln in der Heimat aber nicht vergessen. Eiche halt.