Wer soll unsere pflegebedürftige Eltern betreuen? Wo gibt es freie Heimplätze? Wer hilft mir, damit ich sie daheim pflegen kann? Wie und wo kann ich Pflegegeld beantragen? Und schaffe ich das überhaupt?

Das sind die häufigsten Fragen, die sich Menschen stellen, wenn ihre Angehörigen zum Pflegefall werden. 2018 hat man in der Steiermark begonnen, mit sogenannten "Pflegedrehscheiben" eine schnelle und unkomplizierte Hilfestellung vorerst einmal in drei Bezirken aufzubauen. Aus dem Pilotprojekt wurde die landesweite Regel, Anfang Juli wurde das Personal der Pflegedrehscheiben noch einmal verdoppelt. Mit 26 Vollzeitäquivalenten ist man in allen Bezirkshauptstädten und einmal pro Woche bei Regionssprechtagen in kleineren Gemeinden vertreten. Das Personal? Man spricht von "Case - und Caremanagerinnen", alles durchwegs erfahrene diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegekräfte.

Die Landesrätinnen Juliane Bogner-Strauß (Gesundheit, ÖVP) und Doris Kampus (Soziales, SPÖ) gaben am Donnerstag einen Überblick über die dezentralen Beratungsleistungen des Landes, deren weiterer Ausbau auch im Regierungsprogramm "Agenda weiß grün 2021 (plus)" festgeschrieben ist. Die Pflegedrehscheiben sind nur ein Element. 1,8 Millionen Euro gibt das Land jährlich für Personal, Raum- und Sachkosten aus. Demgegenüber stehen 6142 Beratungen im Vorjahr, heuer bis Ende Mai waren es bereits 3736 Beratungen. "Oft auch anonym und telefonisch. Diese Niederschwelligkeit ist mir wichtig, damit sich die Leute auch trauen", sagt Bogner-Strauß. Bei Bedarf kommen die Expertinnen aber auch ins Haus und machen sich vor Ort ein Bild von der Situation.

Eine "Erfindung" aus dem ersten Lockdown des Vorjahres hat übrigens auch weiterhin Bestand. Die Pflegehotline des Landes 0800 500 176 (Montag bis Freitag jeweils 8 bis 16 Uhr) findet regen Zuspruch. Auch sie wird von den Pflegedrehscheiben betrieben.

Wo Beratung Pflicht ist

Über mangelnde Auslastung konnten sich in den letzten Monaten auch nicht die Schuldnerberatung und die verschiedenen Anlaufstellen bei Fällen häuslicher Gewalt nicht beklagen, weiß Soziallandesrätin Doris Kampus zu berichten. Möglichst früh intervenieren, möglichst wohnortnah erreichbar sein und so rasch wie möglich helfen - das sind für die SPÖ-Soziallandesrätin die Prämissen, die für die Beratungsleistungen des Landes gelten sollten.

Von drei auf alle Bezirke ausgerollt wurde mittlerweile ebenso die Sozialberatung (früher Erwachsenen-Sozialarbeit). Das hat auch einen rechtlichen Hintergrund. Um Leistungen aus dem neuen Sozialunterstützungsgesetz (früher Mindestsicherung) zu erhalten, müssen arbeitsfähige Bezieher Sozialberatung in Anspruch nehmen.

Für Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen gibt es schließlich in Hartberg, Liezen, Zeltweg, Leibnitz, Feldbach, Bruck an der Mur und Graz eine neue Form der Peer-Beratung. Dabei sind die Beratenden selbst Menschen mit einer Behinderung. "Das ist ein ganz neuer Ansatz. Inklusion ist uns auch bei der Beratung wichtig", sagt Kampus.