"Mein Team und ich sind arbeitsmäßig am Limit. Wir gehen am Zahnfleisch", sagt Margit Pollinger-Löffler, praktische Ärztin aus Fürstenfeld. "Wir haben als Ärzte ja auch Ordinationen zu führen, nicht nur Corona-Schutzimpfungen zu koordinieren", sagt sie.

Für die Hausärztin steht fest: "Ich mache die Termine jener, die wir verständigt haben, noch fertig. Wir verimpfen noch unsere Kontingente bzw. Bestellungen. Danach höre ich auf." Der administrative Aufwand sei enorm. "Die Impfdaten trage ich meist noch zusätzlich am Wochenende in den elektronischen Impfass ein, weil ich sonst die Zeit dafür nicht finde", meint die Ärztin. Und: Die Patienten würden derzeit komplizierter werden. "Wenn ein bestimmter Impfstoff nicht verfügbar ist, wollen manche nicht geimpft werden", berichtet Pollinger-Löffler über Sonderwünsche.

Sorge vor Engpass im Sommer

Oder Termine werden wegen der Urlaubsplanung storniert bzw. Patienten wollen sie verschieben. Das stößt bei der Hausärztin auf wenig Verständnis: "Ich werde, wegen den zeitlich gebundenen Zweitimpfungen, auch in meinem Urlaub im Sommer impfen müssen." Was die Ärztin noch bemerkt: "Die Leute haben Termine bei uns, aber schauen, wo sie vielleicht noch rascher einen kriegen. Und die offiziellen Impfstraßen sind derzeit natürlich sehr schnell." Ärgerlich sei dies auch, weil offene Impfdosen in der Praxis dadurch verfallen könnten. "Pfizer muss man spätestens nach sechs Stunden verimpfen."

Wie Pollinger-Löffler geht es auch anderen Medizinern. Viele wollen nicht mehr impfen bzw. impfen derzeit auch nicht mehr. Von den anfangs rund 1000 Interessierten dürften bis zu 300 nicht mehr an Bord sein. Offiziell bestätigen Land und Ärztekammer diese Zahl jedoch nicht. Seitens der Kammer wollte man auf mehrmalige Nachfrage keine Daten nennen und verwies lediglich darauf, dass "derzeit ausreichend niedergelassene Ärzte impfen". Nachsatz: "Wir müssen aber aufpassen, dass es im Sommer nicht zu einem Engpass kommt".

Land ist dankbar für Engagement der Ärzte

Als Gründe für ihren Rückzug geben mehrere Ärzte gegenüber der Kleinen Zeitung die Bürokratie, die steigende Impfrate sowie die nahenden Sommerurlaube an. Auch die Aggressivität der Patienten nehme zu, heißt es. Viele würden ausrasten, Impfstoff und Termine frei wählen wollen bzw. Druck auf die Mediziner ausüben: "Wir haben schon vor Wochen gesagt, dass der Umgangston vieler Steirer leider nicht sehr angenehm ist", sagt dazu Impfkoordinator Michael Koren. Das treffe scheinbar nicht nur auf die Impfstraße des Landes zu, sondern auch auf die Ordinationen: "Wir sind aber froh und stolz gemeinsam so viel erreicht zu haben". Er sei dankbar für das Engegement der niedergelassenen Ärzte, so Koren: "Ich bitte alle weiterzumachen, um die letzten Meter auch noch zu schaffen". Die Impfungen gehen weg, wie die warmen Semmeln, bei Tausenden Impfwilligen stehe der erste Stich noch aus.

Daher appelliert auch die Ärztekammer auf das Durchhaltevermögen der Mediziner. Es sei verständlich, "dass Ärzte, wenn sie die Sorge haben, von Patienten angegriffen zu werden, ein distanzierteres Verhältnis zum Impfen aufbauen". Es handle sich um "eine steigende Anzahl von Einzelfällen". Man könne dahingehend nur anraten, "sich davon nicht aus der Ruhe bringen zu lassen". Schließlich werde man auch hinsichtlich der Auffrischungen Ärzte brauchen - selbst wenn man diesbezüglich noch im Dunklen tappe.