Was für eine perfekte Antwort! 1,1 Punkte hatten Skispringerin Marita Kramer am Donnerstag bei ihrem WM-Debüt auf eine Medaille gefehlt, tags darauf schlug sie bei den Nordischen Weltmeisterschaften in Oberstdorf mit dem österreichischen Team und 1,4 Zählern Vorsprung zurück. Die Dramaturgie konnte nicht besser sein, war doch da wie dort Slowenien der Hauptgegner. Letztlich entschied die klar bessere Leistung Kramers in ihrer Gruppe gegenüber Einzel-Weltmeisterin Ema Klinec.

Es ist das erste nordische Gold für Österreichs Skiverband seit Lahti 2017, als Stefan Kraft am 2. März den Großschanzen-Titel jenem auf der Normalschanze folgen ließ und damit Doppelweltmeister wurde. Das war 1.457 Tage vor dem 26. Februar 2021, als nun Kramer erstmals ganz oben auf einem WM-Treppchen stand. Genaugenommen gibt es die Medaillen für sie, Daniela Iraschko-Stolz, Sophie Sorschag und Chiara Hölzl erst am Samstag. So gibt es gleich an zwei Tagen Grund zum Feiern.

Als Kraft in Finnland zum zweiten Mal triumphierte, war Kramers Höhenflug noch lange nicht abzusehen, auch wenn sie vier Wochen davor ihre ersten beiden Weltcuppunkte geholt hatte. Und am Wochenende bevor Iraschko-Stolz, Hölzl, Eva Pinkelnig und Jacqueline Seifriedsberger vor zwei Jahren Ende Februar bei den Heim-Titelkämpfen zu Team-Silber flogen, hatte Kramer ihre Saison mit zwei zweiten Plätzen bei einem Kontinentalcup-Doppel in Brotterode abgeschlossen.

Knapp zehn Monate später begann aber ihr schier unaufhaltsamer Höhenflug. In Lillehammer preschte sie zweimal in die Top Ten, schon fünf Wochen danach am 11. Jänner des Vorjahres legte sie in Sapporo mit dem ersten Weltcupsieg nach. Ihre Junioren-Karriere beendete Kramer im März wenige Tage vor dem Lockdown mit dreimal WM-Gold. In dieser Saison schien es so weiterzugehen, drei Siegen folgten aber u.a. eine Disqualifikation und Startverbote wegen unklarer Corona-Testlage.

Aus welchem Holz die junge Damen aus Maria Alm ist, bewies sie nach diesen Rückschlägen nun im Allgäu, als sie sich das erhoffte Gold nach bitterer Enttäuschung gleich bei der nächstbesten Gelegenheit sicherte. "Die Leistung von Sara (Kramers Rufname, Anm.) war sensationell und sucht seinesgleichen, auch am gestrigen Tag", sagte Mario Stecher, Sportlicher Leiter im ÖSV für Skispringen und Kombination. "Sie war bestimmt mit Abstand die beste Skispringerin auf dieser Schanze."

Für die so viel Gelobte ging mit diesem Gold-Coup ein großer Wunsch in Erfüllung. "Ich habe mir am Anfang der Saison das Ziel gesetzt, dass ich da eine Medaille haben möchte", sagte Kramer. "Das ist ein Traum und ein Ziel gewesen und ist gestern so knapp vorbei. Das war so bitter. Dass wir das so umsetzen und gesagt haben, wir werden das rocken und geben so viel Gas, dass es dann echt so aufgeht, das ist noch schöner."