Manuel, wie fassen Sie den heutigen Tag zusammen?
MANUEL FELLER: Es war ein brutal zacher Tag für mich. Ich bin um 10 Uhr das erste Mal seit zehn Tagen aus meiner Wohnung rausgegangen und habe am Nachmittag drei Runden auf der Reiteralm gemacht. Ich war beim ersten Durchgang komplett überfordert, hatte zu wenig Spannung und beim Aufwärmen Kreislaufprobleme. Es war extrem schwierig, ich habe mir sogar gedacht: „Scheiße, jetzt bin ich 28 und muss noch einmal runterfahren.“ Das klingt jetzt blöd, aber ich war einfach fix und fertig. Ich bin dann mit dem Rücken zur Wand gestanden, hab noch mal alles reingeschmissen und dass es dann so aufgeht, ist unglaublich. Das hätte sich keiner gedacht. Vor allem, weil die ersten Nummern in beiden Durchgängen sicher nicht von Vorteil waren. 

Mit welcher Einstellung sind Sie dann in Lauf zwei gegangen?
Ob ich jetzt drei, vier, fünf Punkte mache oder gar keinen, ist auch schon egal. Ich war einfach nicht bereit für das, ein Tag Training wäre super gewesen vor der Aufgabe. So war halt der erste Lauf mein Training, der zweite dann extrem gut.

Der Mythos Schladming ist bekannt dafür, spezielle Geschichten zu schreiben. Eine davon hat heute Manuel Feller geschrieben, oder?
Ich habe die Kohlen noch einmal aus dem Feuer geholt. Ich habe vor dem Rennen zwar gesagt, das müssen die anderen machen. Aber es ist unglaublich, dass mir das so aufgegangen ist. Es ist sicher eine der größten Leistungen, die ich in meiner Karriere erbracht habe, bisher.

Ab wann haben Sie realisiert, dass es für das Podest reichen könnte?
Wie ich abgeschwungen habe, habe ich mir gedacht, das könnte ein Top-15-Platz werden. Mit dem Ziel bin ich auch hierhergekommen, so habe ich mehr erreicht, als in meinem Möglichen steht. Dann war es auf einmal Top 10, dann Top 5 und jeder, der in Schladming schon einmal geführt hat, weiß, dass das was ganz Besonderes ist. Ich wünsche keinem den Ausfall, ich will immer schneller sein als der Gegner. Es sind schon sehr viele mit Halbzeitführung gescheitert in Schladming.

Dadurch haben Sie auch die Party für die rund 1000 Zuschauer hier in Schladming gerettet.
Es ist cool, dass zumindest ein paar da waren. Es war ein bisschen blöd, dass ich den ersten Durchgang so versemmelt habe, weil mein Sohn vor dem TV zum ersten Mal zugeschaut hat, im zweiten ist er dann natürlich schon schlafen gegangen. Es ist cool, dass die Leute hier eine Gaude haben. In dem Fall ist es schade, dass die Tenne nicht mehr offen hat.

Mit welchem Gefühl fliegen Sie nach den letzten Wochen jetzt nach Peking zu den Winterspielen?
Kitzbühel wäre ich natürlich gerne gefahren, Wengen zipft mich massiv an, dass ich den zweiten Durchgang verbremst habe. Das war ein bisschen eine taktische Geschichte, dass ich für die Rennen daheim eine gute Nummer habe und auch von den Punkten dabei bin. Dass ich dann Kitzbühel verpasse, habe ich auch nicht schmecken können. Dass die Form passt, weiß ich schon seit Herbst. Auch, wenn die ersten zwei Slaloms in die Hose gegangen sind. In China kommt es darauf an, was für Bedingungen wir vorfinden. Ich war in Pyeongchang 2018 eigentlich schon gut drauf, war mit den Bedingungen im Slalom dann aber komplett überfordert. Wir werden sehen, was uns erwartet und auf jeden Fall Gas geben.