Als Sofia Goggia im Ziel von Lake Louise abschwang, da mag sie selbst ein wenig gestaunt haben. 1,47 Sekunden lag sie da vor Breezy Johnson, die letztlich in der ersten Saisonabfahrt diesen Platz auch behielt. Goggia, die sich in der Vorsaison nach der abgesagten Abfahrt in Garmisch bei der Fahrt ins Tal verletzte, setzte dort fort, wo sie vor dieser Verletzung aufgehört hatte; in ihrer eigenen Liga. Vier Siege in Serie hatte sie vor Garmisch eingefahren, begonnen hat die Serie mit dem Tag nach dem schweren Sturz von Nici Schmidhofer in Val d’Isère. Dann brach sie sich den Schienbeinkopf – jetzt ist sie zurück und siegt weiter. „Dabei“, kokettierte die Olympiasiegerin, „bin ich mir gar nicht so schnell vorgekommen.“ Ein Tiefschlag für die Konkurrenz. „Ja“, meinte etwa Ramona Siebenhofer, „da hat sie uns eine Denksportaufgabe mit gegeben.“

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Doch auch die Italienerin erhob sich, als die Nummer 12 ins Ziel kam. Denn dass Nicole Schmidhofer wirklich wieder am Start eines Rennens stehen würde, das hatten nach dem 18. Dezember 2020 nicht mehr alle vermutet. Dass es nicht einmal ein Jahr später so weit sein würde, grenzt an ein Wunder. „Welcome back“, rief Goggia und umarmte die Steirerin, als die den Zielraum verließ. Alles freute sich mit der Lachtalerin, alle staunten nach wie vor, dass die Rückkehr – 350 Tage nach dem Verrenkungsbruch im Knie samt Riss sämtlicher Bänder – Wirklichkeit wurde. Schmidhofer selbst strahlte: „Es hat sich besser angefühlt, als es die Zeit sagt“, erklärte sie und meinte damit die 4,62 Sekunden Rückstand.

Aber: Letzte des Klassements war die 32-Jährige damit bei Weitem nicht, Weltcuppunkte verpasste sie als 35. nur knapp. „Ich weiß, dass das ein Schritt nach vorne war, auch wenn ich derzeit noch nicht viel mehr drauf habe. Aber es sind Kleinigkeiten. Und fürs erste Mal mit den langen Ski wieder in einem Rennen war es an sich ganz gut.“

Es war also das Rennen der gelungenen Comebacks. Goggia siegte bei ihrer Rückkehr, Schmidhofers Rückkehr an sich war der vielleicht größte Sieg - und auch Cornelia Hütter durfte jubeln: Die Steirerin, die seit Jänner 2019 ganze drei Rennen im Weltcup bestritten hatte, die insgesamt vier Kreuzbandrisse zu überwinden hatte, fuhr auf Platz sieben – und war damit drittbeste Österreicherin. Unmittelbar hinter ihr fuhr Nicol Delago (ITA) nach Achillessehnenriss auf Rang acht.

Eines blieb aber aus: Der erste Sieg einer Österreicherin in einer Abfahrt seit 2019; da hatte Schmidhofer in Lake Louise triumphiert. Aber: Platz drei für Mirjam Puchner war deren bestes Ergebnis in Kanada, ihr dritter Podestplatz im Weltcup. Und auch Ramona Siebenhofer darf mit Platz vier durchaus zufrieden sein.