Aleksander Aamodt Kilde hat viele Vorbilder aus seinem Land, denen es lohnt, nachzueifern. Der Norweger hat ja auch in der Abbruch-Saison 2019/20 – der ersten, die Corona zu spüren bekam – den Gesamtweltcup gewonnen. Wie Aksel Svindal. Im Jänner 2021 zog er sich einen Kreuzbandriss zu. In Kitzbühel, wie Svindal 2016. Doch einen „Wikinger“ kann das nicht bremsen. Kilde, die personifizierte Kraftmaschine, gewann sein drittes Rennen nach dem Comeback. In Lake Louise noch vom Wetter gebremst, im ersten Super-G von Beaver Creek an einer Portion Übermotivation gescheitert, machte er es am Freitag besser: Er holte sich den Sieg; auf der Strecke, auf der auch Svindal sechs Mal gewann. Obwohl seine Karriere einst fast ihr Ende gefunden hätte.

„Dieser Sport ist schon brutal“, meinte Kilde im Ziel und legte nach: „Aber es ist richtig geil.“ Was er damit meinte: Das Hochgefühl des Sieges, so schnell nach der Rückkehr in den Skizirkus. „Gestern, nach dem Ausfall, war es wirklich schwer. Aber heute geht alles.“ Er habe sich vorgenommen, nicht mehr ganz so viel Risiko zu nehmen, er wollte dem Vorsatz folgen, dass die Ski „immer nach unten zeigen“. Das scheint gelungen zu sein, wenn auch nur hauchdünn. Ganze 0,03 Sekunden waren es, die den Ausschlag zu seinen Gunsten und zum siebenten Weltcupsieg seiner Karriere gaben. Ganze drei Hundertstelsekunden, die wiederum Marco Odermatt zum „Triple“ auf der „Birds of Prey“ fehlten, zu drei Siegen im Super-G in Colorado in Serie.

Die Österreicher? Blieben diesmal nicht fehlerfrei, vor allem Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr. Dass es letztlich für das Duo trotzdem hinter dem Überraschungsdritten Travis Ganong (USA) die Plätze vier für den Kärntner (+0,92 Sek.) und fünf für den Oberösterreicher (+0,98) gab, war sozusagen Zeichen der eigentlichen Stärke. „Aber ich war überrascht, dass ich so weit hinten war, so schlecht wäre es mir gar nicht vorgekommen“, meinte Mayer. Und Kriechmayr merkte man an, dass es brodelte. „Ich habe ganz anders besichtigt, als ich gefahren bin. Weil auch, wenn es sich ausgegangen ist ... schnell war es nicht“, grummelte er.

Gelegenheit zur Revanche besteht am Samstag in der ersten von zwei geplanten Abfahrten, da will auch Max Franz, der im einzigen Training Bestzeit gefahren war, zeigen, dass der zweite Ausfall im Super-G in 24 Stunden nicht das war, was er kann. Nicht dabei: Raphael Haaser, der als Achter überraschte. Und auch ein Norweger wird fehlen: Kjetil Jansrud stürzte, er ortete einen Schlüsselbeinbruch und eine Knieverletzung. Ein Norweger kehrte zurück; einem anderen droht so das Ende der Karriere.