Seinen 50. Geburtstag feiert Ex-Skiläufer Hans Knauß am heutigen Dienstag aufgrund der Corona-Umstände bescheidener als einst geplant. Der Steirer blickt immer wieder gerne auf seine aktive Zeit zurück, besonders Klassiker-Siege wie Kitzbühel "nimmt dir keiner mehr aus dem Herzen". Tauschen mit der aktuellen Generation möchte Knauß nicht - auch wegen des Verletzungsrisikos. "Ich habe das Gefühl, dass der Rennsport an einem Zenit angelangt ist", sagte er vor Beginn der WM in Cortina.

Knauß holte von seinem Debüt 1992 bis zum erzwungenen Karriereende 2004 wegen einer positiven Dopingprobe sieben Weltcup-Siege. Am schönsten seien der erste beim Riesentorlauf-Klassiker in Alta Badia 1995 gewesen, als er Michael von Grünigen und Alberto Tomba klar hinter sich ließ, und der RTL-Erfolg 2003 in Adelboden, ein nicht minder traditionsreiches Rennen in dieser Disziplin. Die einzige Abfahrt gewann er mitten in der Blütezeit des ÖSV-Wunderteams im Downhill-Mekka Kitzbühel am 23. Jänner 1999.

"Da war alles perfekt. Wir haben einen Zuschauerrekord gehabt, traumhaft schönes Wetter", erzählte der Schladminger. Als er vor wenigen Wochen für seine Tätigkeit als ORF-Experte bei den Hahnenkammrennen zu Gast war, sei ihm die Bedeutung dieses Siegs wieder so richtig bewusst geworden. "Es ist ein riesiges Geschenk. Da hat es viele gegeben, die das nicht geschafft haben. Die viel gewonnen haben, nur dort nicht", sagte Knauß.

Trotz Hundertstelpech bei Großereignissen, das ihn noch immer hin und wieder wurmt, habe er als Rennfahrer "ein traumhaftes Leben" gehabt. Den jungen Läufern ist er nichts neidig. "Das war so perfekt, wie es war. Wir haben noch viel mehr wir selbst sein können. Die Handys haben noch keine Videokameras gehabt", weiß Knauß, der WM-Gold 1999 im Super-G um eine Hundertstel verpasst hat. Social Media gebe den Athleten heute zwar mehr Möglichkeiten zur Vermarktung, vieles in der Außendarstellung wirke aber aufgesetzt. "Irgendwie war es doch ehrlicher früher."

Hans Knauß nach seinem Gewinn der Silbermedaille in St. Moritz im Jahr 2003
Hans Knauß nach seinem Gewinn der Silbermedaille in St. Moritz im Jahr 2003 © AP

Dass er dem Weltcup heute noch so eng verbunden bleiben kann, mache ihn glücklich, betonte Knauß. "Es ist schon irgendwie das Gefühl da, dass ich für Ski geboren bin. Es ist einfach ein wunderschöner Sport." Das Gefühl, Schwünge in den Schnee zu ziehen, kenne keinen Vergleich. Gerade deswegen bereiten ihm aber Entwicklungen Sorge, die immer aggressiveres Material und extremere Pistenpräparierungen forcieren. Die Verletzungsgefahr im Weltcup sei heutzutage höher als zu seiner Zeit, dabei habe es damals tragische Unfälle mit Todesfolge gegeben.

"Heute gibt es keinen Spielraum mehr, wenn du einen kleinen Verschneider hast. Wenn du dich früher ein bisschen verschnitten hast, dann hast du es noch retten können. Die werden ja immer besser athletisch, das sind unglaubliche Maschinen, und trotzdem passiert denen so etwas", erinnerte Knauß etwa an den Norweger Aleksander Aamodt Kilde, der beim Super-G-Training einen Kreuzbandriss erlitt. Der Weltverband FIS müsse hier gegensteuern und das Ganze "entschärfen".

Zum WM-Ort Cortina hat Knauß eine spezielle Verbindung: "Ich bin da erfolgreich FIS-Rennen gefahren. Das hat mir einst den Kaderplatz im ÖSV gerettet." Allerdings wird er erst in der zweiten Woche nach Italien fahren, um für das ORF-Fernsehen den Co-Kommentator zu geben. "Wenn ich komme, wird das Wetter schön", scherzte er angesichts der Prognosen. Dass er seinen runden Geburtstag in Coronazeiten nicht im großen Stil feiern kann, "zipft mich schon an". Etwas verwundert haben ihn deshalb die Schilderungen über die recht lockeren Sitten in Cortina zurückgelassen: "Ich hoffe, dass es nicht nach hinten los geht."