In den Wochen vor dem ersten gespielten Ballwechsel machten die Australian Open ihrem Spitznamen keine Ehre, von guter Stimmung war in Down Under vor dem "Happy Slam" nichts zu spüren. Die Causa Novak Djokovic rund um dessen Ein- und Ausreise überschattete das Sportliche. Doch mittlerweile ist davon beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres nichts mehr zu merken, Australiens Tennisstars sorgen für kollektiven Freudentaumel. Zwar verabschiedete sich im Herren-Einzel mit Alex de Minaur der letzte Lokalmatador bereits im Achtelfinale, doch seitdem läuft es wie geschmiert. Zum einen könnten die beiden Paarungen Max Purcell/Matthew Ebden und Nick Kyrgios/Thanasi Kokkinakis am Donnerstag in den frühen Morgenstunden (ab 4.15 Uhr, live auf Eurosport) ein rein australisches Doppelfinale perfekt machen, und zum anderen ist da natürlich noch Ashleigh Barty, die knapp davor steht, eine lange Durststrecke zu beenden.

Die 25-Jährige überrollte im Viertelfinale die US-Amerikanerin Jessica Pegula mit 6:2, 6:0 und hat in ihren bisherigen fünf Matches nur 17 Games abgegeben. Die Chance, dass sie sich am Samstag zur ersten Heim-Siegerin seit Christine "Chris" O’Neil (1978) kürt, ist jedenfalls enorm. Wobei sollte Barty tatsächlich in O'Neils Fußstapfen treten, wäre es eine vollkommen konträre Geschichte, die ebenfalls ein glückliches Ende finden würde. Denn während Barty bereits zwei Grand-Slam-Titel holen konnte (French Open 2019 und Wimbledon 2021) und als Nummer eins der Welt natürlich topgesetzt ins Turnier ging, sorgte die heute 65-jährige O’Neil vor 44 Jahren – damals noch auf Rasen – als Nummer 112 für eine Topsensation. Es sollte der erste und einzige Titel in ihrer Profikarriere bleiben.

Auszeit und Wechsel zum Cricket

Doch die hinteren Gefilde der WTA-Rangliste sind auch Barty nicht fremd. Denn obwohl die Dame aus Ipswich im Bundesstaat Queensland bereits früh einige Achtungserfolge feiern konnte, nahm sie sich 2014 eine Auszeit, um sich professionell dem Cricket zu widmen. Einem Sport, den sie in ihrer Kindheit nicht ausgeübt und erst später erlernt hatte. Doch nach neun Spielen in der Women’s Big Bash League beendete sie dieses Abenteuer und kehrte wieder zum Tennis zurück. Seitdem kennt ihre Karriere – mit wenigen Rückschlägen – nur eine Richtung: steil nach oben.

Sollte Barty am Samstag wirklich die Trophäe in den Melbourner Himmel stemmen können, wäre neben dem privaten auch das berufliche Glück perfekt. Ende November des vergangenen Jahres gab Barty auf Instagram bekannt, dass sie und ihr langjähriger Freund Garry Kissick sich verlobt haben.