Die Entscheidung ist von Serbiens Präsident Aleksandar Vucic scharf kritisiert worden. Seit der Ankunft in Australien habe er "nichts als Willkür und Schikanen" erfahren. Man habe den Tennisstar "wie einen Massenmörder" behandelt". Die Schikanen hätten "beispiellose Ausmaße" angenommen. Eine "Hexenjagd" sei entfacht worden, die Medien hätten eine "Lynchstimmung" erzeugt.

Ähnliche Töne schlug Serbiens Ministerpräsidentin Ana Brnabic an: "Ich denke, dass die Gerichtsentscheidung skandalös ist. Ich bin enttäuscht. Ich denke, es zeigt, wie die Rechtsstaatlichkeit in einigen anderen Ländern funktioniert, oder besser nicht funktioniert." Brnabic ereiferte sich auch darüber, dass der Anwalt der Regierung im Verfahren vor dem Bundesgericht darlegte, dass in Serbien weniger als 50 Prozent der Bevölkerung doppelt geimpft seien.

Dies sei eine "offene Lüge", meinte sie und verwies auf 58 Prozent Impfquote. Die Zahlen, die Brnabic angab, bezogen sich aber wahrscheinlich auf den Anteil der Geimpften unter der erwachsenen Bevölkerung. Unter der Gesamtbevölkerung hatte er nach Angaben von "Our World in Data" zuletzt 47 Prozent betragen. Die Impfquote in Australien (mindestens einmal geimpft) liegt bei 81 Prozent.

Australiens Premierminister Scott Morrison begrüßte das Gerichtsurteil in der seit eineinhalb Wochen währenden Causa. "Jetzt ist es an der Zeit, mit den Australian Open weiterzumachen und wieder den Tennis-Sommer zu genießen", schrieb der Regierungschef auf Facebook. Die Entscheidung sei aus Gründen der "Gesundheit, Sicherheit und der Ordnung" gefallen, schrieb Morrison. Sie sei "im öffentlichen Interesse".

Starke Grenzen seien für die australische Lebensweise von grundlegender Bedeutung - genauso wie die Rechtsstaatlichkeit, meinte Morrison weiter. Die Kontroverse wurde für ihn zur politischen Nagelprobe, stehen doch im Mai Wahlen an.

Der Australische Tennisverband (TA) wiederum gab nur ein kurzes Statement dazu ab, dass sein wichtigstes Event nun seine Nummer eins verliert. Man respektiere die Entscheidung des Bundesgerichts, wie es am Abend (Ortszeit) in einem Statement hieß.

Mehr als beim nationalen Verband war in der Stellungnahme der Männer-Tennis-Organisation ATP herauszulesen. Man bedauere die Entscheidung, auch wenn diese zu akzeptieren sei. "Unabhängig davon, wie dieser Punkt erreicht worden ist, ist Novak einer der größten Champions unseres Sports und sein Fehlen bei den Australian Open ist ein Verlust für das Spiel", hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten ATP-Mitteilung. Man empfehle allen Spielern vehement, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

"Überrascht und geschockt" gab sich Mats Wilander, siebenfacher schwedischer Major-Gewinner und nun für Eurosport tätig. "Ich schätze Novak sehr, aber er hat auch gewusst, dass es diese Möglichkeit gibt. Er kannte die Regeln, dass man geimpft sein muss." Die Karriere von Djokovic sei in Gefahr, meinte Wilander weiter. "Er muss nun etwas machen, was er nicht wirklich will." Man müsse jetzt sehen, wie viele Turniere Djokovic spielen dürfe. "Letztlich muss er sich impfen lassen", sagte Wilander.

Andy Murray, die ehemalige Nummer 1 und langjähriger Konkurrent von Djokovic, sagte gegenüber der BBC: "Es ist nicht gut für das Turnier, denn es wäre besser, wenn alle Top-Spieler teilnehmen könnten. Es wird natürlich viele Fragen zu den Geschehnissen und der Situation, in die wir geraten sind, geben. Ich hoffe, dass sich dies bei anderen Turnieren nicht wiederholt. Ich habe es weder Novak noch dem Tennis gewünscht und ich hoffe, dass es jetzt vorbei ist".

Andere Kollegen und Kolleginnen ergriffen deutlich Partei für den Serben. "Novak wäre nie nach Australien gereist, wenn er nicht von der Regierung eine Ausnahmegenehmigung für die Einreise in das Land erhalten hätte", schrieb der Kanadier Vasek Pospisil auf Twitter. "Er hätte auf das Australian Open verzichtet, wäre zu Hause bei seiner Familie geblieben und niemand hätte sich darüber aufgeregt." Es gebe politische Fragen, da in Australien Wahlen bevorstünden. "Es ist nicht seine Schuld."

Djokovic war ungeimpft nach Australien gereist. Bei der Einreise war ihm jedoch das Visum annulliert worden. Nach einem tagelangen Gerichtsstreit hatte das Bundesgericht in Melbourne den Visum-Entzug am Sonntag und damit einen Tag vor Beginn der Australian Open für rechtens erklärt. Djokovic kann damit nicht am ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres teilnehmen.