Tennis-Star Andy Murray ist in Wien noch unbesiegt. Zweimal ist er beim ATP-Turnier in der Stadthalle angetreten, beide Male hat er den Titel geholt. Höhepunkte seiner 8:0-Bilanz an Matchsiegen sind die Endspiel-Triumphe 2014 gegen den Spanier David Ferrer in drei sowie 2016 gegen den Franzosen Jo-Wilfried Tsonga in zwei Sätzen. Beide Kontrahenten sind älter als Murray. Nun beim dritten Wien-Antreten muss sich der Schotte gegen hauptsächlich jüngere Konkurrenz durchsetzen.

Auch sonst hat sich viel geändert zu seinen bisherigen Auftritten in der Bundeshauptstadt. War er damals die Nummer elf bzw. zwei der Weltrangliste, rangiert er nun auf Position 172. Von einer Direkt-Qualifikation für das illustre Feld war er da weit entfernt. Murrays zwei Wien-Titel, deren gesamt 46 mit u.a. drei bei Grand Slams und zwei bei Olympia gaben Turnierdirektor Herwig Straka gute Argumente, den 34-Jährigen mit einer Wildcard zu versehen. Und auch die Form Murrays ist aufsteigend.

Marathon-Match gegen Tiafoe

Seit bisher letzter Turniersieg liegt mit Antwerpen 2019 zwar zwei Jahre zurück, doch ebendort bewies er unmittelbar vor der Wien-Anreise sein Potenzial. "Ich habe sehr gut gespielt diese Woche und will wieder nahe an das Niveau herankommen, auf dem ich schon war", sagte Murray am Sonntag bei einer Online-Pressekonferenz. Sage und schreibe 3:45 Stunden war er in der ersten Antwerpen-Runde gegen Frances Tiafoe auf dem Platz gestanden, ehe er den US-Amerikaner 7:6(2),6:7(7),7:6(8) besiegte.

Dass er so einen Dreisatz-Marathon noch einmal durchstehen würde, daran war Anfang 2019 nicht zu denken. Von Schmerzen geplagt, hatte Murray seine Karriere bei den Australian Open unter Tränen quasi schon beendet gehabt. Die Hüfte spielte nicht mehr mit. "Ich hatte vor dem Turnier versucht, jeden Moment der Vorbereitung zu genießen, aber es war hart, mental hart." Nach einer Fünfsatz-Auftaktniederlage gegen Alberto Bautista Agut (ESP) sei er erleichtert gewesen, dass es vorbei gewesen sei.

Einige große Matches

"Ich war das Trainieren leid, das tägliche Leben - es hat Schmerzen bereitet. Es war aus, ich wollte nicht weiter spielen", erinnerte er sich nun zurück." Noch im Jänner 2019 wurde ihm operativ eine Metallhüfte verpasst, doch nur fünf Monate danach holte er in Queen's mit Feliciano Lopez (ESP) den Doppeltitel. Davon ermutigt, klappte es weitere vier Monate danach mit dem Einzeltitel in Antwerpen, dem folgten weitere große Matches - u.a. heuer bei den US Open in fünf Sätzen gegen Stefanos Tsitsipas (GRE).

Das ging für Murray ebenso verloren wie zuletzt gegen Olympiasieger Alexander Zverev (GER) in Runde drei von Indian Wells, wo Murray aber davor einen Dreisatzsieg gegen Jungstar Carlos Alcaraz (ESP) gefeiert hatte. In Antwerpen blieb er an Diego Schwartzman (ARG) hängen. "Es ist toll, wieder dahin zurückgekommen zu sein, wieder gegen Top-Spieler zu spielen", gab Murray an. "Die Resultate sind unglaublich. Ich bin stolz auf mich selbst, noch immer gegen sie anzutreten."

"Es wird immer besser"

In der ersten Wien-Runde geht es mit Hubert Hurkacz gleich gegen einen weiteren Top-Ten-Spieler. Dem Polen war Murray vor einem Monat im Viertelfinale von Metz in zwei Sätzen unterlegen. Die Zeichen stehen nun auf Revanche. Murray: "Wenn ich Möglichkeiten bekomme, werde ich sie annehmen. Ich bin zwar noch nicht dort, wo ich schon einmal war. Und ich weiß auch nicht, ob ich dahin wieder zurückkomme. Aber es wird besser, seit der Gras-Saison über die US Open wurde es immer besser."

Mittlerweile sind aber auch andere Briten im Tennis höchst erfolgreich. Allen voran Emma Raducanu mit ihrem US-Open-Sieg, oder auch Cameron Norrie, der erste britische Indian-Wells-Triumphator überhaupt. "Das ist fantastisch für das britische Tennis", meinte Murray. "Es geht in die richtige Richtung." Mit Norrie und Daniel Evans verfüge man nun über zwei Top-25-Spieler, was auch für das Davis-Cup-Finalturnier Ende November/Anfang Dezember einiges erwarten lasse.

Murray wohl nicht in Innsbruck

"Sie können beide gegen die besten Spieler gewinnen. Und Doppelspieler hatten wir immer gute, jetzt meinen Bruder (Jamie, Anm.) und Neal Skupsky." Die Briten sind in Gruppe C gegen Frankreich und Tschechien gelost worden, diese wird ebenso in Innsbruck gespielt wie Pool F mit Österreich, Serbien und Deutschland. Murray hat dafür abgesagt. "Ich muss mich ausruhen, mein Körper ist nicht mehr so jung." Murray ließ aber durchblicken, dass da das letzte Wort eventuell noch nicht gesprochen sei.