Vor der Kanu-Europameisterschaft im italienischen Ivrea braute sich ein Unwetter zusammen. Ein Auslöser soll angeblich die zweimalige Kanu-Weltmeisterin Corinna Kuhnle gewesen sein. Verbale Beschwerden führten dazu, dass es einen zusätzlichen Leistungsnachweis für die Olympischen Spiele in Tokio geben soll. Die Niederösterreicherin reagiert auf diesen „Vorwurf“ äußerst gelassen. Sie spricht von einem Kompliment, dass Leute ernsthaft glauben, sie sei so mächtig, dass sie das OÖC kontrolliert: „Es ist echt cool, wenn man glaubt, dass ich die Fäden in ganz Österreich ziehe, aber es ist einfach lächerlich. Ich bin sicher nicht die, die beeinflusst.

Sportlich hat es die 33-Jährige bei der EM zweifellos allen gezeigt, denn mit ihrem zweiten EM-Titel hält sie sich weiter im Rennen um den Frauen-Startplatz für die Sommerspiele in Tokio – es wäre ihre dritte Olympiateilnahme nach 2012 und 2016. Zur großen Spielverderberin kann nur Viktoria Wolffhardt werden. Bei einem Halbfinaleinzug beim Weltcup in Prag hätte diese das Ticket fix in der Tasche – und Kuhnle wäre zum Zuschauen verdonnert – als regierende Europameisterin. Dennoch bleibt die Kanutin ihrem Motto treu: „Ich bleibe bei mir und greife trotz der ganzen Dramen voll an.“ Kuhnle ist aktuell nicht nur die Beste in Österreich, sondern auch in Europa. Die Art der Wassersportlerin ist es keineswegs zu hoffen, dass der Konkurrenz Fehler passieren, ihr geht es um Fairness und nicht um ein rot-weiß-rotes Battle. „Doch je größer die Challenge, desto mehr Spaß macht es.“

Die Trennung von Trainer Helmut Oblinger war wie auch für Teamkollegin Nadine Weratschnig unvermeidlich, „der definitiv letzte Ausweg, den wir gesehen haben“, wobei sich das Duo den neuen Coach überhaupt nur aufgrund von Individualförderungen leisten kann. Da gehören Abstriche zum Leben dazu.

Wie auch immer sich das Olympiakarussell drehen wird, sie wird das Beste draus machen.