Nein, dieser Satz lässt sich niemals überstrapazieren. Weil er schlichtweg am treffendsten jene Gefühle beschreibt, die all jene Menschen empfinden, die nach einer überstandenen Krebserkrankung vom größten Sieg ihres Lebens sprechen. Für Spitzensportler, die der heimtückischen Erkrankung erfolgreich trotzen konnten, gewinnt dieser „größte Sieg des Lebens“ noch eine tiefere Bedeutung, bestimmen doch Erfolg und Niederlage ihren Arbeitsalltag.

So, wie auch jenen von Carla Suarez Navarro. Bei der Spanierin, die zwischenzeitlich in der Tennis-Weltrangliste bereits bis auf Platz sechs vorgestoßen war, wurde Anfang September 2020 das Hodgkin-Lymphom, also Lymphdrüsenkrebs, festgestellt. Acht Monate nach der niederschmetternden Diagnose verkündete die 32-Jährige nun auf Instagram unter einem Foto, das sie mit einem T-Shirt mit dem Aufdruck „Stronger Than Cancer“ („Stärker als der Krebs“) zeigt, dass sie als vollkommen genesen gilt.

Ziele: Ein Grand Slam und Olympia

Und Suarez Navarro schmiedet auch bereits wieder große Pläne: Seit zwei Wochen steht die zweifache Turniersiegerin aus Las Palmas wieder im Training und sagt: „Ich würde im zweiten Teil der Saison gerne ein Grand-Slam-Turnier bestreiten und mich für die Olympischen Spiele qualifizieren.“ Ein ehrgeiziges Ziel, das sich durchaus realisieren lässt.

Lance Armstrong
Lance Armstrong © AP

Denn dass man es nach einer Krebserkrankung wieder zurück in den Spitzensport schaffen kann, dafür gibt es viele Beispiele. Das bekannteste ist wohl jenes von Lance Armstrong. Der Amerikaner erkrankte 1996 an Hodenkrebs, der sich auf Gehirn, Lunge und Bauchraum ausgebreitet hatte. Obwohl die Ärzte dem Radprofi nur wenig Hoffnung machten, überwand der damals 25-Jährige den Krebs und gewann von 1999 bis 2005 sieben Mal in Folge die Tour de France. Eine bewegende Geschichte, die allerdings durch die Überführung Armstrongs als Dopingsünder stark getrübt wurde ...

Heiko Herrlich im Dortmund-Dress
Heiko Herrlich im Dortmund-Dress © AP

Ex-DFB-Nationalteamspieler Heiko Herrlich erkrankte 2000 an einem Gehirntumor, kehrte ein Jahr später auf die Fußballbühne zurück und ist heute Augsburg-Trainer. Den ehemaligen Barcelona-Spieler Eric Abidal rettete nach einer zuerst überstandenen Leberkrebs-Erkrankung die Organspende seines Cousins – der Franzose spielte noch mehrere Jahre erfolgreich weiter.

Alexander Rauchenwald
Alexander Rauchenwald © GEPA pictures

Mario Lemieux, einer der besten Eishockeyspieler aller Zeiten, erkrankte 1993 wie Suarez Navarro am Hodgkin-Lymphom und kehrte nach intensiver Bestrahlung nur zwei Monate später auf das Eis zurück. Auch die österreichischen Cracks Alexander Rauchenwald (Lymphdrüsenkrebs) und Johannes Kirisits (Schilddrüsenkrebs) schafften erfolgreiche Comebacks.

Inge Dekker
Inge Dekker © AP

So, wie auch Inge Dekker. Die niederländische Schwimm-Weltmeisterin erfuhr im Februar 2016 von ihrer Krebserkrankung am Gebärmutterhals. Im März unterzog sie sich einer Operation, im Mai nahm die Staffel-Olympiasiegerin von 2008 ihr Training wieder auf und ging drei Monate später bei den Spielen in Rio de Janeiro wieder an den Start.

Suarez Navarro ist übrigens nicht die einzige Tennisspielerin, die den Krebs besiegte. Auch die Russin Alissa Kleybanowa (Lymphdrüsenkrebs) und Nicole Gibbs (Speicheldrüsenkrebs) schafften die Rückkehr auf die Tour.

Daniela (links) und Sandra Klemenschits
Daniela (links) und Sandra Klemenschits © APA

Ein Sieg, der leider nicht jedem vergönnt ist. Unvergessen aus österreichischer Sicht ist Daniela Klemenschits, die mit ihrer Zwillingsschwester Sandra Österreichs bestes Tennis-Doppel bildete. Beide erkrankten 2007 an Plattenepithelkrebs. Während Sandra geheilt werden konnte und später ihre Karriere fortsetzte, war die Krankheit bei Daniela bereits zu weit fortgeschritten. Sie verstarb im April 2008.