Offensichtlicherweise steht uns noch eine lange Saison bevor, in der noch Unmengen an Sachen passieren können - an dieser Stelle sollte man wirklich beim Wort "Sachen" bleiben, weil es würde den Rahmen wohl sprengen, alles aufzuzählen. Die Form einzelner Spieler und ganzer Teams können von einer Woche auf die nächste komplett in die andere Richtung ausschlagen und damit das ganze Player-of-the-Year-Rennen auf den Kopf stellen. Doch genug der Quatscherei, hier sind die Viel-zu-Frühen-Award-Picks der Kleinen Zeitung:

MVP: Kyler Murray, QB, Arizona

Murray war über die ersten beiden Wochen ein eigenes Highlight-Reel: Wer Höhepunkte der Spiele anschaute und Murray nicht gesehen hat, dann war der Editor der Videos wohl Titans- oder Vikings-Fan. Mit sieben Passing-Touchdowns und zwei erlaufenen scheint der Quarterback der Cardinals zurzeit auf der Innenbahn im MVP-Rennen zu sein. Sein Stolperstein könnten aber die Interceptions sein – davon hat Murray bereits drei. Im Nacken sitzt ihm zurzeit Tom Brady, der Vater Zeit schon wieder ein Schnippchen zu schlagen scheint.

Offensive Player of the Year: Christian McCaffrey, RB, Carolina

Wie oft hat „CMC“ bereits den OPOY-Award gewonnen? Genau, ganze Null Mal! In seiner besten Saison 2019   hatte Saints WR Michael Thomas zu viele Catches (149 – NFL-Rekord), um diesen Award nicht zu gewinnen. Nach einer verletzungsgeplagten 2020-Saison ist der Running Back der Panthers wieder zurück. Wenn es Ihnen aber geht wie mir, wirkt McCaffrey nicht, als hätte er bisher besonders viel vollbracht, sondern spielte „eher normal“ – interessant, dass für ihn 324 Yards gesamt (170 Rush., 154 Rec.) in zwei Spielen als „normal“ gilt… Rechnet man das hoch, würde McCaffrey über die 17-Spiele-Saison die 3000-Yards-Marke knacken.

Defensive Player of the Year: Chandler Jones, DE, Arizona

Jones erschien in Woche 2 nicht auf dem Scoreboard für Sacks oder Tackles etc., dennoch führt er die Liga mit fünf Sacks in dieser Statistik an. Der Vorteil eines solchen Saisonstarts ist folglich im DPOY-Ranking nach vorne zu schießen. Mit Aaron Donald muss man aber natürlich immer rechnen – das ist der Typ in L.A., bei dem sich drei Offensive Linemen schwer tun, ihn gemeinsam zu stoppen. Ein anderer könnte auch Miamis CB Xavien Howard sein, der seit Mitte November des letzten Jahres in jedem (bis auf einem) Spiel ein Turnover forcierte!

Offensive Rookie of the Year: Ja‘Marr Chase, WR, Cincinnati

Normalerweise wird dieser Pokal sehr gerne an einen Quarterback gegeben, diese haben aber noch nicht so überragt wie zum Beispiel letztes Jahr QB Justin Herbert, der WR Justin Jefferson den Award wegschnappte. Chase wirkt so halb angekommen in der NFL, zeigte aber bereits, was in ihm steckt. Der Receiver hat in den ersten beiden Spielen zwar noch nicht viele (sieben) Bälle gefangen, dafür schon zwei tiefe Touchdowns erzielt. Zur Erinnerung: In seinen letzten beiden College-Jahren führte er das Land in tiefen Touchdowns (>20 Yards) an – und er spielte nur die 2019er Saison (zusammen mit QB Joe Burrow).

Defensive Rookie of the Year: Micah Parsons, LB, Dallas

Schon in der Preseason wirkt Parsons wie der Chef in der Mitte der Dallas-Defensive und galt sofort als der Steal des Drafts. In Woche 1 gegen Tampa Bay überzeugte Parsons noch als „Off-Ball-Linebacker“, also der Linebacker, der sich öfter in die Coverage fallen lässt, im Gegensatz zu Linebacker, die mehr den Quarterback jagen oder den Running Back schnell attackieren. Nachdem DE Randy Gregory (Covid) und DE DeMarcus Lawrence (Fuß gebrochen) ausgefallen waren, rutschte Parsons in Woche 2 gegen die Chargers allerdings auf die Edge Rusher-Position. Das beachtliche Resultat: Acht QB-Pressures, vier QB-Hits und eine 33% Pass-Rush Win Rate glaubt man den Experten von PFF.com. 

Comeback Player of the Year: ?

Das ist mit Abstand der schwierigste zu prognostizieren. Dabei muss man vor allem beachten, dass 13 der letzten 19 Preise an einen Quarterback gingen. Daher gelten vor allem bei Wettbüros Dak Prescott und Burrow als die wahrscheinlichsten Kandidaten. Noch hat aber keiner der beiden genug überzeugt. Darüberhinaus haben sie extreme Konkurrenz von Seiten der Running Back-Position: Saquon Barkley und McCaffrey wären auch wählbar für diesen Award. Außenseiter-Chancen könnten sich Julio Jones, Nick Bosa und Derwin James ausrechnen.

Coach of the Year: Matt Rhule, Carolina

Carolina wurde große Skepsis entgegen getragen, als sie letzten Jänner die Verpflichtung von Matt Rhule als neuen Head Coach verkündeten. Rhule kam als College-Coach mit nur einem Jahr Erfahrung als Assistenztrainer – 2012 bei den New York Giants als Assistant Offensive Line Coach zu den Panthers. Noch dazu trainierte er zuvor Baylor und keines der klassischen "Powerhouse-Colleges". Aber die Panthers hatten ihre Zukunft scheinbar in die Hände des Richtigen gelegt: Nachdem Rhule die Football-Organisationen in Temple und Baylor auf Vordermann gebracht hat, setzte er in Carolina zunächst in der Defensive an. Im letztjährigem Draft wählten die Panthers ausschließlich Defensiv-Spieler und legte heuer in der ersten Runde mit CB Jaycee Horn nach. Die junge Horde zeigt sich diese Saison äußerst bissig und erfolgshungrig. Auch die Offensive um Neo-QB Sam Darnold spielt sehr gut, macht wenig Fehler. Damit gelten die Panthers definitiv als Play-Off-Kandidat und die Saison (und die folgenden Saisonen) werden zeigen, wie weit man mit Rhule noch kommen kann.

Assistant Coach of the Year: Bryron Leftwich, Tampa Bay

Einem Offensive Coordinator spielt es durchaus in die Karten, wenn sein Vorgesetzter Bruce Arians ist und zwei der drei Jahre ein bestimmter alter Quarterback die Offensive leitet. Nimmt man dazu noch die wohl stärkste Passempfänger-Gruppe der Liga mit vier potenziellen Nummer-1-Receivern (Evans, Godwin, Brown, Gronkowski), kann man den Viel-Zu-Früh-Assistant-Coach-Pokal schon mal an Bryon Leftwich vergeben – die Offensive hat ja auch bisher nichts anderes getan als dominiert.