Schon das Qualifying für den Großen Preis der Steiermark (ab 15 Uhr im Liveticker) war der erste offene Schlagabtausch am Spielberg. In allen Qualifikationssegmenten wechselte die Führung, einmal war es Lewis Hamilton, einmal Pierre Gasly - im abschließenden Einzelzeitfahren, Fachchinesisch in Q3, unterstrich dann aber Max Verstappen seine Favoritenrolle. In 1:03,841 drehte der Niederländer im Red-Bull-Honda die einzige Runde unter 1:04. Im zweiten Versuch konnte sich keiner so richtig steigern, es war einfach zu viel Verkehr auf der Strecke. „Am Ende war es wirklich knapp. Mein erster Versuch war nicht perfekt, es hat aber gereicht“, sagte Verstappen, „im Rennen erwarte ich mir einen knappen Kampf, aber den gibt es derzeit eigentlich immer.“
Nur Valterri Bottas verbesserte seine persönliche Rundenzeit, war Zweitschnellster, wird in der Startaufstellung aber zurückversetzt. Für seinen gefährlichen Dreher in der Boxenstraße am Freitag, fasste eine Strafversetzung um drei Plätze aus. Somit steht Lewis Hamilton neben Verstappen in Reihe eins.

In den freien Trainings haben sich die besten Piloten der Welt noch weit über die Streckengrenzen hinaus getraut, es hagelte gestrichene Rundenzeiten, im Qualifying war man weitaus vorsichtiger. Das Hauptproblem dabei ist aber, dass man sich auf den Curbs relativ schnell einen Schaden einfängt. In Spielberg ging es bis jetzt noch gut: Keine großen Schäden an den Autos durch die berühmt-berüchtigten „Sausage – oder auch Baguette-Curbs“, diese dicken, wulstigen, gelben Randsteine, die die sonst üblichen leidigen Diskussionen um das Einhalten von Track Limits zumindest reduzieren sollen. Die aber eben auch den unangenehmen Nebeneffekt haben, sehr schnell die Autos zu beschädigen, vor allem die hochempfindlichen und sehr teuren Frontflügel.

Und während früher gerade die Top-Teams solche zusätzlichen Kosten locker wegsteckten, sind sie jetzt unter dem dieses Jahr erstmals geltenden Kostendeckel von 145 Millionen Euro diejenigen, die damit besonders große Probleme haben. Denn sie müssen 2021 mit 80 bis 100 Millionen Dollar weniger in der Tasche auskommen. Die Budgetdeckelung zwingt sie, ihre Ausgaben drastisch herunterzufahren. Um unter die Obergrenze zu gelangen, müssen Mercedes, Ferrari und Red Bull gewaltige Klimmzüge machen. Bei McLaren und Renault geht es um 20 bis 30 Millionen weniger. Da schlagen alle ungeplanten Ausgaben heftig zu Buche.

Kein Wunder, dass es nach den ersten Schäden in Frankreich vor allem Mercedes und Red Bull waren, die forderten, die Baguette-Curbs doch bitte schnellstens zu entfernen, Kosten im fünf- bis sechsstelligen Bereich reklamierten. Doch FIA-Rennleiter Michael Masi blieb hart, mit Sicherheit auch deshalb, weil es kaum möglich gewesen wäre, über Nacht eine andere praktikable Lösung zu finden.

Auf dem Red Bull-Ring finden sich die umstrittenen Teile nur noch in den Kurven 1 und 3 – an anderen Stellen wie den auf die Zielgerade führenden Kurven 9 und 10 sind sie inzwischen wieder weg. „2019 hatten wir die gelben Wülste hier, die wir für 2020 entfernt haben. Wegen der Geschwindigkeiten an dieser Stelle hielt ich das für unpassend“, sagt Masi. Er sehe aber dennoch keine großen Diskussionen aufkommen. „Ich denke, alle wissen über die Grenzen Bescheid und finden sie in Ordnung.“
In beiden Kurven werden die Track Limits elektronisch überwacht. Es gibt keine Grauzonen. „Es gibt Induktionsschleifen und Überwachungskameras an beiden Stellen. Damit sollte alles klar sein. Wir haben ihnen den rot-weißen Randstein als zusätzliche Toleranz mitgegeben. Wenn alle vier Räder außerhalb der rot-weißen Randsteine in den Kurven 9 und 10 sind, werden die Rundenzeiten gestrichen. In Kurve 10 wird auch die nächste Runde gestrichen, weil man sich einen Vorteil für die anschließende Gerade verschafft.“

Auch in Kurve 6 wurde die gelbe Wurst entfernt, dafür das Kiesbett etwas näher an die Strecke herangezogen – eine Lösung, die gut funktioniert und damit diejenigen bestätigt, die wie Red-Bull-Motorsport-Koordinator Helmut Marko nichts von dem „Herumgeeiere mit den Curbs“ hält, sondern eindeutige Bedingungen fordert: „Sie sollen Limits setzen, wo der Fahrer halt sofort draußen ist.“