Der Circuit de Barcelona-Catalunya ist den Piloten wohlbekannt. Weil früher war die Rennstrecke, eine knappe Autostunde nordwestlich von Barcelona, ganz in der Nähe der Stadt Granollers, wo einer der besten Handball-Klubs Spaniens beheimatet ist, die Teststrecke der Formel 1 schlechthin, wo sich die Teams in den Wintermonaten quasi die Klinke in die Hand drückten.

Und das besondere dabei: Der 4,675 Kilometer lange Kurs ist eine Art Gradmesser für das ganz Jahr. Wer dort schnell ist, ist überall schnell. Wer in Barcelona gewinnt, ist einer bester stärksten Titelanwärter für den Rest des Jahres. Der Kurs hat nämlich alle Zutaten, die man braucht, um die Aerodynamik eines Autos auf den Prüfstand zu stellen. Schnelle Kurven, zum Teil mit ganz langen Radien,  langsame Kurven, Schikanen, Wind von hinten, Wind von der Seite. Dazu kommt, das Veränderungen am Auto in Barcelona entscheidend zu überprüfen sind.

Zumal man den Kurs für 2021 wieder etwas verändert hat. Vor allem wurde die Kurve zehn wieder dem alten Verlauf angepasst, ist also weniger eng. Und weil dort meist der Wind von hinten kommt, hat es in diesem Eck die meisten Dreher in den Trainings gegeben. Und nächstes Jahr soll auch die Schikane vor der Zielkurve wieder verschwinden. Die oft entscheidend ist für eine schnelle Kurve, wie gut der Reifen am Ende der Runde noch "fit" ist.

Das sind die Feinheiten, die vor einem Qualifying in Barcelona zu berücksichtigen sind. Deshalb deckten die Top-Teams auch bis zum Schluss ihre Karten nicht so richtig auf. Schon im ersten Qualifying-Teil waren die Mercedes mit den Medium-Reifen (gelb) unterwegs, Red Bull mit den weichen. Im zweiten Teil (Q2) eröffneten beide mit neuen, weichen Reifen. Und plötzlich war Max Verstappen in 1:16,922 gleich um eine halbe Sekunde schneller als die Gegnerschaft, bis auf zwei Zehntel kamen die Mercedes wohl noch heran.

Das Pokerspiel fand in Q3 seinen Höhepunkt, Hamilton war einmal um 35 Tausendstel schneller als Verstappen, im zweiten Versuch konnte sich keiner mehr verbessern. Es blieb bei der 100. Pole-Position für Lewis Hamilton, der mit den Eigenarten des Circuit de Barcelona immer gut zurecht gekommen ist. Fünfmal gewann er, immer seit 2017.