Der vergangene Grand Prix in Portugal war für Max Verstappen ein Greuel. Er stand vor entscheidenden "Torchancen" zu oft im Abseits. Zuerst verpasste er wegen dem Überschreiten der Tracklimits die Pole-Position. Und dann, im Finish des GP, als er für die letzten beiden Runden noch einmal an die Box fuhr und sich die weichen, roten Reifen abholte, um die schnellste Runde auf den Asphalt zu zaubern, den dafür gewährten WM-Extrapunkt. 

Die peniblen Regelhüter haben nämlich ganz genau hingeschaut und ahnden jedes Vergehen. Sprich: fährt einer mit allen vier Rädern über die Tracklimits, gibt es eine Strafe. "Das ist kein Racing mehr", sagen die Kritiker. Manchmal wohl zurecht.

Das Hauptproblem dabei: Die Aufseher unter Rennleiter Michael Masi nehmen es mit den Kontrollen nicht immer so genau, sagen die Betroffenen. In Imola wurde zuerst versichert, man werde sich genau an die Regeln halten, später hieß es wieder, man werde die Grenzen etwas lockern. Auch so in Portugal. Am Freitag hieß es, dass es in Kurve 14 keine Streckenbeschränkungen geben würde - einen Tag später war es schon wieder anders - deshalb verlor Verstappen den Extrapunkt im Rennen.

Aber wie sieht die Situation da ganz genau aus. Was darf man, was darf man nicht?

In den Trainings und auch im Qualifying wird jede Rundenzeit gestrichen, in der Tracklimits überschritten werden. Diese Tracklimits sind genau definiert, nämlich abseits der zumeist rot-weiß gestrichenen Curbs. Fährt man mit allen vier Rädern über diese Grenze hinaus, macht man sich strafbar. So weit, so gut. Im Rennen sieht die Sache etwas anders aus. Da darf man (auch nur zum Teil) über diese Tracklimits fahren, außer man verschafft sich dadurch einen Vorteil. Heißt im Normalfall: man gewinnt einen Platz. Fährt man eine schnelle Runde, wird aber auch die gestrichen, was im Rennen nicht immer gleich einen Platzverlust nach sich zieht.

Genau diese Unsicherheit ist das Hauptproblem. So wurden allein in Portimao über 130 Tracklimits-Vergehen registriert. Gegen die Tracklimits wettert am meisten Red Bull Racing. So habe Lando Norris nach dem Re-Start Sergio Perez überholt. "Er war da klar mit allen vier Rädern über den Limits, Bestrafung gab es keine", ärgerte sich Teamchef Christian Horner. Die FIA hält dagegen, dass alles deutlich und klar kommuniziert wurde. "Wir haben das genau definiert und in der Fahrerbesprechung erklärt", so Michael Masi. Verstappen hätte es also wissen müssen.

Keine Tracklimits gibt es in der Indycar-Serie:

Dennoch fordert Red Bull schnelle Veränderungen. "Das ist kein Racing mehr", sagte Helmut Marko in einem Sky-Interview. Dann möge man eben die Curbs wieder höher machen oder die Auslaufzonen wieder mit einem Kiesbett auffüllen. "Dann gibt es automatisch eine Strafe", meint Marko. Die Idee ist zwar gut, aber nicht so machbar. Weil auf vielen Formel-1-Rennstrecken auch die MotoGP ihre WM-Läufe austrägt. Höhere Kurbs wären dort lebensgefährlich, eine permanenter Umbau praktisch nicht möglich.