Wird er mit dem Druck fertig werden? Das fragten manche vor dem Formel-1-Debüt von Mick Schumacher. Inzwischen zeigt sich: Schumi Junior hat einen guten Einstieg hingelegt. Nach den ersten drei Saisonrennen, sieht die Bilanz durchaus vielversprechend aus. Denn auch wenn er sich derzeit in Geduld üben muss, da sein Haas-Ferrari wie erwartet nur in der hintersten Region des Feldes zu finden ist und sich mangels größerer Weiterentwicklungen in dem finanzschwachen Team daran auch im Laufe des Jahres kaum etwas ändern wird: Sein erstes und eigentlich auch einziges Ziel in dieser Saison scheint er relativ sicher zu erreichen: das Duell gegen seinen Teamkollegen Nikita Masepin zu gewinnen.

Den russischen Milliardärssohn, der in erster Linie durch wiederholte Fehler auffällt und mehr ein Verkehrshindernis darstellt, hatte Mick in den ersten drei Rennen locker im Griff. Was den Russen aber nicht davon abhält, schon gegen seinen Teamkollegen zu agieren. Mazepin spricht von deutlichen Vorteilen, die Schumacher, als Mitglied der Ferrari Driver Academy, haben soll. Zum Teil auch von unfairer Behandlung. In gewissen Medien ist daher schon die Rede, dass Schumacher mit Jahresende Haas verlassen will. Was aber in keiner Form auch nur annähernd bestätigt ist.

Im Gegensatz zu Mazepin, der oft übers Limit schießt (wohl nicht nur über die Grenzen des Autos), versucht Schumacher nicht, aus übertriebenem Selbstbewusstsein heraus mit dem Auto mehr zu wollen, als technisch möglich ist. Auch wenn ihm das alles andere als leicht fällt. „Ich mag es nicht, wenn ich nicht Erster bin, also ist es eine Art Folter, hinten zu fahren, ohne echte Konkurrenz“, sagte er beim britischen Channel 4. Aber er hat sich selbst eine spezielle Ausweichstrategie geschaffen: „Ich baue mir deshalb einen eigenen Grand Prix.“ Gegen die Konkurrenten, die noch einigermaßen in Reichweite sind, also vor allem die Williams-Piloten: „Wenn ich beispielsweise Nicholas Latifi vor mir habe oder George Russell, dann ist es für mich so, dass sie die Führenden sind und ich sie einholen muss. Das ist das Spiel, das ich spiele, um immer motiviert zu bleiben, um immer weiter zu pushen und immer 100 Prozent zu geben“, erklärt er.

Ein Erfolgserlebnis gab es immerhin schon in Portugal am letzten Wochenende. Da konnte er im Finish den Williams-Piloten Nicoals Latifi überholen, sein erstes richtiges Überholmanöver in seiner noch jungen Formel-1-Karriere, zumindest auch ein Überholvorgang gegen ein nicht identes Auto, was im Fall Schumacher & Haas immer heißt: gegen ein besseres Auto.

Was sein Teamchef Günther Steiner betätigt: Der junge Deutsche geht extrem professionell an sein erstes Jahr in der Formel 1 heran, arbeitet präzise und konsequent. Deshalb wird ihm auch ein einzelner Fehler wie der im Regen von Imola, als er beim Reifenaufwärmen die Mauer touchierte, schon einmal verziehen, bekommt er auch von den allermeisten Experten positive Kritiken. Auch wenn ihm selbst das Urteil von außen gar nicht so wichtig ist: „Man muss generell sagen, dass man nicht jeden glücklich machen kann, und ich kenne meinen Wert, ich weiß, was ich geleistet habe, um hier zu sein.“

Schumacher sei sehr demütig, er wisse, dass seine Titel in der Formel 3 und Formel 2 zwar etwas wert seien, aber nicht in der Formel 1, so Steiner: „Er weiß, dass er eine Menge lernen muss. Und daran arbeitet er hart.“ Steiner weiter: „Es ist nicht so, dass er sagt: 'Oh, ich war Formel-2-Meister. Ich bin gekommen, um euch zu zeigen, wie es geht‘. Er weiß genau, was er tut. Und er weiß, dass er demütig sein muss. Ihm ist bewusst, dass der Schritt in die Formel 1 groß ist - und damit geht er sehr gut um.“

Der beste Lehrer

Wobei das nicht heißt, dass er sich nichts zutraut. Schließlich habe er schon gute Voraussetzungen, sagt Schumacher junior ganz offen: „Diesen Nachnamen zu haben, gibt mir nicht nur den Nachnamen, sondern potenziell auch die Gene, also denke ich, dass ich ein sehr gutes Paket habe und vielleicht den besten Lehrer der Welt.“ Wen der Formel-1-Rookie meint, ist klar: seinen Vater. Wie er am Rande des GP in Imola verriet, hat er Michael Schumacher schon als kleiner Junge sogar zu den Rennen begleitet – inkognito natürlich. Mick: „Ich war als Kind ab und zu dabei, auch in Meetings bei Mercedes und Ferrari und habe mir das eine oder andere gemerkt.“