Warum verlor Verstappen doch noch?

Normalerweise ist in Barcelona die Position auf der Strecke alles. Einmal vorne, immer vorne – so die Regel – denn zum Überholen braucht man einen Vorteil von mindestens 1,2 Sekunden pro Runde. Und auch wenn sich Lewis Hamilton eventuell zugetraut hätte, das auch ohne den zusätzlichen Stopp zu schaffen, nachdem er Max Verstappen im zweiten Stint trotz über fünf Sekunden Rückstand zu Beginn sehr schnell wieder im Getriebe hing: Sicher ist das nicht – denn beim längeren Hinterherfahren hätten auch seine Reifen massiv gelitten. Insofern war die Entscheidung der Mercedes-Strategieabteilung für den zweiten Stopp die absolut richtige – dadurch bekam der Weltmeister in der Endphase den nötigen Geschwindigkeitsüberschuss. Dass man mit einem sofortigen Konter in der Runde darauf hätte vorne bleiben können, also einen Fehler gemacht hätte, weist Red Bull zurück: Verstappen hätte mit seinen älteren Reifen auf seiner Runde an die Box den Speed von Hamilton auf dessen Outlap nicht mitgehen können, der Undercut hätte auf jeden Fall funktioniert.

Welche Rolle spielten die Nummer-2-Fahrer?

Valtteri Bottas hatte zwar gegen Hamilton und Verstappen wieder nicht den Hauch einer Chance, hielt sich aber doch so nahe im Bereich des Führungsduos auf, dass man ihn bei Red Bull bei allen Strategieüberlegungen mit berücksichtigen musste. „Wenn wir mit Max noch einmal gestoppt hätten, wären wir hinter Bottas zurückgefallen, und da mussten wir davon ausgehen, dass uns das sehr viel Zeit kosten würde“, so Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Dass der Finne dann sogar Hamilton bei dessen Aufholjagd nicht sofort problemlos vorbeiließ, stand so sicher nicht im Mercedes-Plan – angesichts der Tatsache, dass es mit dem Sieg ja trotzdem klappte, ließ Mercedes-Sportchef Toto Wolff zumindest öffentlich die Sache auf sich beruhen. Sergio Perez konnte nach schlechtem Qualifying – wohl auch einem Schulterproblem geschuldet – vorne nie wirklich mit eingreifen, was Horner Sorgen bereitet: „Wir brauchen Sergio dringen mit da vorne – zur Unterstützung von Max.“

Läuft die WM schon wieder eindeutig in Richtung Hamilton?

Weder bei Mercedes noch bei Red Bull will man davon schon etwas hören. Toto Wolff stapelt ja sowieso gerne tief, betont, dass bei dem knappen Abstand an der Spitze so oft Kleinigkeiten entscheiden könnten, dass eine Prognose überhaupt noch nicht möglich sei. Bei Red Bull sind sich Christian Horner und Helmut Marko zwar einig, dass man zuletzt im Renntrim immer noch das etwas langsamere Auto gehabt habe, Horner stellt aber auch fest: „Wir wussten, dass gerade die letzten beiden Strecken, Portimao und Barcelona, eher Mercedes-Strecken sind. Und dass wir da so viel näher dran waren als noch letztes Jahr, ist vielversprechend.“ Für Monaco in zwei Wochen sieht man sich auf jeden Fall in einer besseren Ausgangsposition. „Wenn wir dort unsere normale Qualifyingstärke ausspielen können und vorne stehen, ist schon viel gewonnen“, so Marko. Außerdem: Das altbekannte Rechenspiel der Formel 1 mit dem kurvigen dritten Sektor von Barcelona als Indikator für die Kräfteverhältnisse in Monte Carlo spricht eher für Red Bull.

Was passierte beim Boxenstopp von Mick Schumacher?

Die Live-TV-Kameras hatten es nicht gezeigt, deshalb wunderten sich viele, als Mick Schumacher direkt nach dem Rennen vor allem seinen Boxenstopp im Kopf hatte, offenbar befürchtete, da einen gröberen Fehler gemacht zu haben, der böse Folgen hätte haben können. „Dieser Pitstopp hat uns allen – mir auch – einen Schreck eingejagt. Muss man mal schauen, was da passiert ist, aber Hauptsache, es geht den Jungs gut. Ich bin eigentlich nicht schneller als normal rein, hatte aber ein stehendes Rad, da hält das Auto dann auch nicht so schnell“, erklärte er. Doch anscheinend kam ihm aus der Cockpit-Perspektive die Sache dramatischer vor, als sie in Wirklichkeit war. Denn seine Onboard-Kamera zeigt weder einen Crash noch ein wirklich stehendes Rad, sondern nur eine leichte Berührung des Wagenhebers. Schumacher hatte auch gleich nach der Ausfahrt aus der Box über Funk nachgefragt und für den Zwischenfall entschuldigt, das Haas-Team hatte ihm da schon Entwarnung geben: „Alle sind okay.“