Anfang März haben Sie ihren Rücktritt beim WAC bekanntgegeben. Haben Sie die Vorfälle, die zur Trennung geführt haben, schon für sich aufgearbeitet?
FERDINAND FELDHOFER:
Da gab es nicht viel aufzuarbeiten. Die Meinungen innerhalb des Vereins gingen auseinander und der Rest war die logische Konsequenz. Aber wie ich schon immer betont habe, stand für mich immer im Vordergrund, dass wir erfolgreich sind. Da ich gemerkt habe, dass wir vor allem im defensiven Bereich und damit meine ich nicht nur die Verteidigung, Probleme haben und uns die Gegner dadurch aushebeln, musste ich umdenken. Deswegen habe ich mit der Zeit auf persönliche Eitelkeiten weniger Rücksicht genommen.

Hätten Sie sich mehr Rückendeckung vom Verein erwartet?
Klarerweise wäre mehr Rückendeckung positiv gewesen. Was sicher nicht geholfen hat, war meine offene Vertragssituation über den Sommer hinaus. Eine vorzeitige Verlängerung, etwa nach dem Europa-League-Aufstieg, wäre ein klares Zeichen für die Zukunft gewesen. Aber dieses Zeichen hat es nicht gegeben.

Wussten Sie da schon, dass ihre Tage beim WAC gezählt sind?
Gewusst habe ich es nicht, aber geahnt. Wenn der Vorstand mit den Ideen des Trainers einverstanden ist, braucht es für eine Vertragsverlängerung nicht viel. Und es wäre auch ein Signal für die Spieler gewesen. Ich hatte viel vor, es ging um langfristige Planungen und das Erreichen von Zielen.

Sind Sie wirklich an Michael Liendl gescheitert? In Fußball-Kärnten soll das ein offenes Geheimnis sein.
Was ich sicher nicht tun werde, ist über einzelne Spieler zu sprechen. Das hat in der Öffentlichkeit nichts verloren.

Also waren es mehr Spieler, nicht nur Liendl, der Sie nicht mehr als Trainer haben wollte?
Wie gesagt, ich werde nicht über Spieler im Detail sprechen.

Aber kurz vor ihrem Ende sind einige Interna auch in die Öffentlichkeit geraten. Warum dann die Zurückhaltung?
Das war für mich dann schon noch einmal ein Aha-Erlebnis, dass plötzlich interne Gespräche in den Medien wiederzufinden waren bzw. dass sogar Spieler hinter dem Rücken direkt mit Journalisten gesprochen haben. Noch dazu hat vieles gar nicht gestimmt. Man kann es als Zurückhaltung interpretieren, oder als Stil.

Liendl war es doch, der von einem Zerwürfnis mit der Mannschaft gesprochen hat.
Das ist doch immer so, wenn man etwas ändert. Einige Spieler müssen raus aus der Komfortzone. Der eine reagiert mit mehr Einsatz, der andere rebelliert. Ich kann nur sagen, dass ich mit den meisten Spielern, würde sagen 90 Prozent, noch immer einen sehr engen und guten Kontakt habe. Das war damals so und ist jetzt auch so.

Der WAC wird als familiär geführter Verein tituliert. Aber wird familiär nicht mit fehlender Professionalität verwechselt?
Das eine muss nicht unbedingt das andere ausschließen.

Was bleibt für Sie persönlich aus den eineinhalb Jahren über?
Mit etwas Abstand wurde mir erst so richtig bewusst, was wir alles erreicht haben und vor allem wie viele Hürden wir dabei genommen haben. Wir haben eine Corona-Epidemie im Team gehabt und sind noch stärker zurückgekommen, obwohl viele intern und extern schon die große Krise ausgerufen hatten. Und was man nicht vergessen darf, ich hatte zwei Umbrüche im Kader zu bewältigen, beide sehr erfolgreich. Insgesamt macht mich das alles sehr stolz, es gibt sicherlich einfachere Aufgaben. Unterm Strich haben wir mehr geschafft, als sich irgendjemand vorher erträumt hatte.

Was halten Sie von der Aussage von WAC-Boss Dietmar Riegler, wonach nun endlich ein professioneller Trainer in Wolfsberg arbeiten wird?
Das ist wirklich absolut top für den Verein! Nach der langjährigen Durststrecke in sportlicher und wirtschaftlicher Hinsicht unter Christian Ilzer, Gerhard Struber und meiner Person braucht es endlich einen professionellen Arbeiter (lacht).

Wie geht es für Sie weiter?
Ich habe ja nur eine kurze Pause gemacht, bin längst wieder voller Energie und bereit für den nächsten Schritt. Aber es wurde mir nicht gerade langweilig. Ich habe zum Glück sehr rasch viele Angebote auf den Tisch bekommen, darunter auch mehrere Anfragen aus dem Ausland. Aber ich sage nur zu, wenn ich ein richtig gutes Gefühl habe und mich die Aufgabe reizt.