Wenn jemand vor der Saison angedeutet hätte, dass Austria Klagenfurt nach zehn Runden auf Rang drei liegt. Was hätten Sie geantwortet?
PETER PACULT: Dass er ein Fachmann ist. Nein im Ernst, es ist eine schöne Momentaufnahme, die sich das Team verdient hat, doch es sind eben erst zehn Runden gespielt. Die wenigsten haben mit so einem Zwischenstand gerechnet. Ich sag, es sind 13 Punkte gegen den Abstieg.

Als Cheftrainer hat man vor Saisonbeginn garantiert persönliche Vorstellungen. Was ist Ihrer Meinung am besten geglückt?
Unser Plus ist, dass wir über die Teamleistung kommen und keinen Star haben. Ich mahne dazu, dass diese Struktur so bleibt. Mit den Neuverpflichtungen wie Wimmer, Gemicibasi, Rieder hatten wir das Quäntchen Glück, dass sie voll da waren. Das alles spricht für ein starkes Gesamtpaket und zudem verstehen sich die Jungs untereinander extrem gut. Keiner tanzt aus der Reihe. Diese Mischung zwischen fokussiert sein und Spaß haben macht’s aus. Abgesehen davon, muss man sich bewusst sein, welche Qualität der Kader hergibt und wie können die Spieler ihre Qualität umsetzen. Ich denke, das haben wir mit unserer Spielweise getroffen.

Ist etwas eingetreten, mit dem Sie nicht gerechnet hätten?
Dass wir gegen Salzburg und Sturm Graz, zwei Klubs, die andere Ansprüche als wir haben und die im Kader qualitativ ganz anders aufgestellt sind, richtig gut performt haben. Da hat man gesehen, wie sehr sich die Mannschaft wehren kann.

Was ist für Sie die persönliche Challenge bei den Violetten?
SK Austria Klagenfurt in der Bundesliga zu halten.

Wie ist eigentlich das Verhältnis zwischen Trainer und Spielern?
Wir haben eine sehr gute Kommunikation, der Schmäh kommt nicht zu kurz und der nötige Respekt ist immer vorhanden.

Aber das Pech verfolgt Sie leider mit den Langzeitverletzten.
Stimmt, aber das ist eine weitere Stärke, dass wir diese Ausfälle bisher sehr gut kompensieren. Wir müssen aber echt aufpassen, da der Kader sehr dünn ist.

Welchen Eindruck macht Trainingsgast Alexander Fuchs?
Er ist vereinslos und macht einen guten Eindruck. Mal schauen ...

Ein kurzer Abstecher zu Markus Pink. Wie gehen Sie als Trainer mit der Situation um, wenn mal etwas Ladehemmung herrscht?
Als ehemaliger Stürmer kann ich diese Situation einschätzen. Pinki ist ein wichtiger Faktor, darf sich durch solche Phasen nicht irritieren lassen, sondern muss immer ans Positive glauben. Ich habe da keine Bedenken.

Aus welchem Grund wechseln Sie eigentlich immer relativ spät?
Wenn ich sehe, dass das Team harmoniert, tue ich mir schwer, Lösungen mit Gewalt zu ändern. Dann schau ich, was kann ich auf der Bank verändern, ohne dass ich den Spielfluss zerstöre. Deshalb ergeben sich späte Wechsel.

Und wie stehen Sie zum VAR?
Ich war ein Befürworter für gewisse Entscheidungen. Doch wir waren in den ersten Partien ein Bauernopfer. Die Entscheidungen, die nachträglich getroffen wurden, hatten mit Fußball in dem Sinn nichts mehr zu tun. Klar muss man dem VAR weiterhin die Chance geben, es ist auch nicht leicht für die Schiris, aber wir mussten definitiv als Versuchskaninchen herhalten.

Nach Ihrer Verpflichtung kreisten kritische Aussagen herum. Inzwischen überwiegt der Begriff 'Erfolgscoach'. Da sieht man, wie schnelllebig der Fußball ist oder?
Ich habe mich nicht beirren lassen. Wenige haben verfolgt, was von 2015 bis 2020 in meinen Kurzstationen passiert ist. Ich führte zum Beispiel einen Klub aus Albanien in die Champions-League-Quali, was beachtlich war. Da sind Ansichtssachen oft völlig unterschiedlich.

Ist es jetzt eine Genugtuung?
Nein, weil ich weiß, wie schnell sich alles wieder drehen kann.

Wie reagieren Sie, wenn Sie jemand be- oder verurteilt?
Wenn mich jemand nur über den Bildschirm sieht und beurteilt, darauf lege ich nicht viel wert. Ich kann nur betonen, dass ich bei Interviews immer das sage, was ich auch vertrete.

Morgen (17 Uhr) wartet daheim Rapid Wien. Erweckt dieses Match noch mehr Emotion als sonst?
Ich blende das aus. Ich würde nicht richtig ticken, wenn dieses Spiel mehr wert wäre, als ein anderes. Das Besondere ist, dass ich dort gespielt habe und Trainer war, aber morgen geht’s für uns nur um drei Punkte.

Was hat sich aus der Zeit, als Sie Meistertrainer waren, bis zum jetzigen Zeitpunkt verändert?
Dass Spieler nicht auf schnelle Vereinswechsel oder Geld aus waren, sondern dass der Erfolg im Vordergrund stand. Ich wusste gar nicht, dass Österreich so viele Spielerberater hat. Es ist der Lauf der Zeit und ich versuche, gut damit umzugehen.

Das Ziel ist der Klassenerhalt, wobei die Spieler nach mehr streben. Das ist in Ordnung, oder?
Ich werde nie einen Spieler bremsen, das wäre ein Riesenfehler, doch dann muss er liefern.