Bei Rapid war der Ärger über den Elfmeter zum ersten Salzburg-Tor gewaltig. Der von Karim Adeyemi verwandelte Strafstoß machte die Maurer-Taktik der Gäste zunichte und leitete die 0:2-Niederlage ein. Am Ende setzte es die dritte Pflichtspiel-Pleite in Folge für die Hütteldorfer, die mit 16 Punkten Rückstand auf Salzburg nur auf Tabellenplatz neun liegen. Der Titelverteidiger hingegen hat alle acht bisherigen Liga-Matches gewonnen, womit Matthias Jaissle einen Rekord aufstellte. Der Deutsche siegte als erster Trainer im österreichischen Oberhaus in seinen ersten acht Spielen.

Außerdem stellte seine Truppe eine Bestmarke ein - Salzburg erzielte in den jüngsten 41 Liga-Heimspielen immer zumindest ein Tor, was zuvor nur Rapid von 1983 bis 1986 gelungen war. Beinahe wären die "Bullen" diesmal leer ausgegangen, doch dann kam die Situation, die Rapid-Coach Dietmar Kühbauer auf die Palme brachte.

Kevin Wimmer erkannte zu spät, dass sich Adeyemi hinter seinem Rücken zum Ball bewegt hatte und traf den Deutschen beim Klärungsversuch. Es dauerte Minuten, bis Schiedsrichter Markus Hameter nach VAR-Intervention auf Strafstoß entschied. Der Referee begründete diese Vorgehensweise damit, dass weder er noch sein Assistent den Kontakt wahrgenommen hätten.

Kühbauer regte daraufhin an, die Kosten für den VAR einzusparen. "Wir könnten das Geld für soziale Projekte spenden." Die Elfer-Entscheidung sei "mehr als hart" gewesen. "Denn dann braucht in Zukunft nur noch ein Spieler in den anderen reinzufliegen", lautete eine Aussage des Burgenländers. Außerdem meinte er: "Adeyemi ist leicht gefallen, der hat ja fast einen doppelten Rittberger gemacht. Er hat das gar nicht nötig, weil er ein unglaublich guter Fußballer ist. Aber mit so etwas macht er sich nicht viele Freunde."

Die Wortmeldung über den doppelten Rittberger löste bei Adeyemi ein Schmunzeln aus. "Schlittschuhe fahre ich nicht, aber ich fahre gerne Ski", sagte der deutsche Teamspieler, der am Dienstag in der Champions League beim FC Sevilla drei Penaltys herausgeholt und einen davon vergeben hatte, und meinte kurz danach etwas ernster: "Ich kann nur sagen, es hat den Kontakt im Strafraum gegeben."

Auch Jaissle konnte die Aufregung schwer nachvollziehen. "Von meiner Warte aus kann man den Elfer auf jeden Fall geben", erklärte der 33-Jährige. Kühbauer hatte zu diesem Thema einen anderen Zugang, nahm Hameter im Sky-Interview unter Beschuss und sah seine Spieler um die Früchte ihrer Arbeit gebracht.

Der Ex-Teamspieler hatte seiner Truppe eine äußert defensive Taktik verordnet. "Man kann gegen Salzburg nicht mit offenem Visier spielen, das ist unmöglich. Wir haben nicht den Kader von Salzburg und können deren Tempo unmöglich mitgehen. Wenn, dann stirbt man in Schönheit und fährt ohne Punkte nach Hause", meinte Kühbauer.

Jaissle war von der Ausrichtung der Gäste überrascht. "Von der Emotionalität und Intensität her war es das erwartete Spiel, aber ich habe Rapid nicht so defensiv erwartet." Einmal mehr zeigte sich, dass die Salzburger mit extrem tief stehenden Gegnern Probleme haben. "Da müssen wir in den nächsten Wochen akribisch daran arbeiten. Gegen solche Teams brauchen wir noch ein höheres Balltempo", forderte der "Bullen"-Coach, der wohl einen weiteren Langzeitausfall zu beklagen hat. Innenverteidiger Oumar Solet dürfte eine schwere Knieverletzung erlitten haben, eine genaue Diagnose stand noch aus.

Auf Salzburg wartet am Mittwoch das Cup-Duell mit Kalsdorf, eine schwierigere Auslosung hat Rapid erwischt - die Hütteldorfer müssen am Donnerstag zur Admira, gegen die man erst in der Vorwoche eine Heimniederlage bezogen hat. Danach wartet am Sonntag daheim der formstarke Zweite Sturm Graz und dann am Donnerstag das Europa-League-Match bei West Ham United.

Sollten diese Partien nicht wunschgemäß verlaufen, könnte es für Kühbauer ungemütlich werden, auch wenn ihm Clubchef Martin Bruckner erst vor der Donnerstag-Niederlage gegen Genk das Vertrauen aussprach. "Ich glaube nicht, dass es nach diesen zwei Spielen jetzt anders ist. Aber der Druck ist da, es ist wichtig, dass wir Ruhe bewahren", meinte der 50-Jährige.

Kühbauer sieht sich in der Lage, das Ruder herumzureißen. "Wenn ich nichts mehr bewegen könnte, dann würde es keinen Sinn mehr machen. Aber das ist nicht der Fall, das hat die Mannschaft heute gezeigt", erklärte der Trainer und versprach: "Wir werden alles dafür tun, um wieder in die Spur zu kommen."

Mit acht Punkten nach acht Runden legte Rapid den schlechtesten Start seit der Saison 2006/07 hin. Damals lag man nach der Hinrunde sogar auf dem letzten Platz.