Es ist tatsächlich die letzte Chance, in der Deutschen Bundesliga im Meisterschaftskampf noch einmal für Spannung zu sorgen. Leipzig empfängt um 18.30 Uhr die Bayern - und wenn die Münchner siegen, kann man zum neunten Meistertitel der Vereinsgeschichte gratulieren. "Wenn wir nicht gewinnen, dann ist der Meisterkampf vorbei", sagt auch Leipzig-Trainer Julian Nagelsmann, während sich sein Gegenüber Hansi Flick erst nach dem Spiel mit derlei Gedanken beschäftigen möchte.

Formsache ist Bayerns neuerlicher Meistertitel aber längst nicht. Leipzig liegt nur vier Punkte zurück, ist sozusagen in Schlagdistanz. Und blickt man auf die erreichten Bundesliga-Punkte seit Leipzigs Aufstieg in der Saison 2016/17, dann sind die Sachsen zwar nicht in Schlagdistanz, aber doch der erste Bayern-Verfolger. 387 Punkte erspielten die Bayern, 309 die Leipziger. Ein Spitzenspiel ist zu erwarten, die Form stimmt da wie dort: Bayern feierte vier Siege in Folge - am meisten, Leipzig ist seit acht Spielen ohne Niederlage - am längsten. Es trifft die beste Offensive, Bayern erzielte 78 Tore, auf die beste Defensive - Leipzig kassierte nur 21.

Und da beginnt ein mögliches Dilemma der Bayern. Robert Lewandowski fällt aus. Nicht, dass die Bayern nicht auch andere Stürmer hätten, die über große Qualität verfügen. Aber der Pole erzielte heuer sagenhafte 35 Bundesligatore - nahezu die Hälfte der Bayerntore. Ein "großer Mist" wäre der Ausfall Lewandowskis, sagte Uli Hoeneß bei RTL. Lewandowski ist "eben ein anderer und besonderer Spieler. Er macht aus nichts Tore", sagt Bayern-Trainer Flick im Kicker. Mit der Frage, wie sehr Lewandowski fehlt, beschäftigt sich Flick aber nicht. Nagelsmann schon: "Sie sind mit ihm besser - aber auch ohne ihm Weltklasse", sagt der Leipzig-Trainer. "Wir gehen deswegen aber nicht anders ins Spiel, wir müssen eben auf einen anderen aufpassen", sagt er. "Sie werden nicht mit zehn Spielern kommen."

So sehr sich Leipzigs "Matchplan wegen der Abwesenheit Lewandowskis nicht verändert" (Nagelsmann), so sehr "wird sich unser Spiel natürlich verändern", sagt Flick. Lewandowskis Fähigkeiten im Sturmzentrum sind einzigartig. Bayern hat Spieler mit Qualität - aber nur einen Lewandowski. Und daher muss Flick improvisieren, nur zwei Mal stand Lewandowski in der laufenden Bundesliga-Saison nicht von Anfang an auf dem Feld.

Was lässt sich Flick einfallen? Thomas Müller als Mittelstürmer? Eric Choupo-Moting in der Lewandowski-Rolle? Oder Serge Gnabry der die Rolle als Mittelstürmer immer wieder im Nationalteam Deutschlands ausüben darf und muss. Nagelsmann rechnet - ohne es konkret auszusprechen - mit der dritten Variante: "Es rutscht vermutlich ein flinker Spieler rein", sagt er. So einer fehlt Nagelsmann selbst links: Angelino fällt aus, dafür kam Dani Olmo in Topform vom Nationalteam zurück. Bayern muss neben Lewandowski auch auf die gesperrten Jerome Boateng und Alphonse Davies verzichten. Flick: "Wir werden eine Viererkette stellen können."