Sie erfolgt erst im sechsten und letzten Gruppenspiel, die Antwort auf die Frage, ob Salzburg diesmal in die K.o.-Phase der Champions League einziehen könnte. Durch das 0:1 in Lille, die zweite Niederlage nach dem 1:2 in Wolfsburg, wurde die Entscheidung vertagt. Gegen Sevilla geht es am 8. Dezember um alles, und die Salzburger haben es noch immer in der eigenen Hand. Es genügt ein Unentschieden.

Die Spieler hätten sie eigentlich aufsaugen müssen, die Atmosphäre im Stadion von Lille, um sie abzuspeichern für den letzten entscheidenden Gang. Denn das Heimspiel gegen den FC Sevilla, das befinden wird über Sein oder Nichtsein, geht wegen des Lockdowns vor leeren Tribünen über die Bühne.

Die Salzburger schien die aufgeheizte Stimmung zunächst kalt zu lassen. Sie gingen die Partie mit der nötigen Ruhe an und begannen nach zehn Minuten, ihre Gefährlichkeit zumindest anzudeuten. Es hätten auch mehr werden können, doch in den wichtigen Momenten wurden die falschen Entscheidungen getroffen. Zu bedauern ist vor allem, dass Benjamin Sesko nach einer Balleroberung durch Max Wöber den Ball nicht zu Brenden Aaronson weiterspielte. Der Amerikaner wäre allein auf Lille-Torhüter Ivo Grbic zugelaufen, doch diese Gelegenheit wurde vertan.

Die von den Salzburgern sodann eingesetzten spielerischen Mittel reichten in weiterer Folge nicht mehr aus, um die Abwehr der Franzosen zu gefährden. Diese wiederum kämpften sich in die Partie hinein und der Führungstreffer war geradezu symptomatisch für die Charakteristik des Spiels der Gastgeber. Burak Yilmaz, der 36-jährige türkische Altrecke, tankte sich mit wuchtigem Antritt in den Strafraum und erzwang das Ballglück, das Jonathan David aus kurzer Distanz das 1:0 ermöglichte. In der ersten Hälfte fanden die Salzburger keine Antwort mehr.

Auch nach Seitenwechsel konnte die jüngste Mannschaft der Champions League nicht verhehlen, dass ihr die unorthodoxe Spielweise von Lille nicht behagte. Lille wurde meist zwar nicht mehr gefährlich, doch die Abwehrarbeit genügte, um die zu wenig nachdrücklichen Angriffe der Salzburger zu entschärfen. Allerdings behalfen sich die Hausherren nun wiederholt auch mit Fouls, aber die Gäste nahmen das Angebot von einigen durchaus vielversprechenden Freistößen nicht an.

In der 65. Minute schrammten die Franzosen nach einem Foul an Karim Adeyemi knapp an einem Elfmeter vorbei. Der 19-Jährige haderte nur kurz und dachte schon an das Sevilla-Match. "Lille hatte mehr Glück, sie haben das 1:0 gemacht, es war schwierig, zurückzukommen. Jetzt heißt es trotzdem Matchball für uns, wir dürfen nur nicht verlieren", meinte er.
Die Angriffe der Schlussphase gerieten zu Akten der Verzweiflung. Aber die Chance lebt immer noch.