Er war glücklich und selig, redselig. Auf die Überfülle an Chancen seiner Mannschaft folgte ein Wortschwall von Thomas Tuchel nach dem 2:0-Sieg im Halbfinal-Rückspiel gegen Real Madrid. Vom ersten Tag an habe er den Mut und die Energie in seinem neuen Team gespürt, erzählte der deutsche Trainer des Londoner Traditionsklubs die Geschichte von vorne.

In nur drei Monaten hatte der 47-Jährige die „Blues“ in der Premier League von Platz neun auf Rang vier, im FA-Cup ins Endspiel und nun auch in der Königsklasse ins Finale geführt. Das ist eine Bilanz, die sich mehr als nur sehen lassen kann. „Jeder Tag war es wert, ich bin Teil eines großartigen Klubs“, meinte Tuchel im Überschwang der Gefühle.

Der pure Blick auf die Ergebnisse würde suggerieren, Chelsea verfolge ein Defensiv-Konzept bei der großen Zahl an Zu-Null-Partien. Doch das ist nicht der Fall, was auch der Trainer bestätigt. Die zweite Hälfte gegen Real artete in ein Offensivspektakel der Extraklasse aus, ohne dabei die Abwehr zu entblößen. „Wir überlegen ständig, wo wir dominant sein können, wie wir das Spiel beschleunigen und Torchancen herausholen können“, meinte Tuchel, dessen Truppe agierte, als hätte sie in den vergangenen Wochen täglich eine Dosis Moral injiziert bekommen.

Äußerst lösungsorientiert

„Sie haben nie den Kopf hängen lassen, waren nicht frustriert wegen der Vielzahl an vergebenen Gelegenheiten, alle sind positiv geblieben, ich sah nie eine Veränderung in der Körpersprache.“ Tatsächlich gaben die Hausherren Real keine Möglichkeit mehr, ins Spiel zu finden, bis zum 2:0. „Wir finden immer Lösungen“, sagte Tuchel.

Der Blick ist schon nach vorne gerichtet. Die Chancen im Finale gegen Manchester City beziffert der Deutsche auf 50:50. Tuchel erinnerte an den 1:0-Erfolg im Halbfinalduell des FA-Cups. „Da haben wir ein sehr starkes Spiel gemacht.“ Das habe zusätzlich das Selbstvertrauen gewaltig gestärkt. Sein Team trete in Istanbul an, „um zu gewinnen“.

Für Tuchel ist es das zweite Finale innerhalb eines Jahres, nachdem er in der vergangenen Saison mit Paris St. Germain erst im Endspiel an den Bayern hängen geblieben war. Und schon am Samstag kann der Ernstfall geprobt werden. Da trifft Chelsea in der Premier League auf ManCity.