Wer Fußball nicht in sich selbst verkapselt, einsam und heimlich hinter verschlossenen Türen schaut, aber freiwillig oder unfreiwillig Gesellschaft hat, sieht nie bloß ein Spiel, aber durch die Kommentare und Gefühlsregungen der anderen viele, unterschiedliche Versionen desselben.
Über je weniger Fachkenntnisse das Gegenüber verfügt, desto mehr kann das jeweilige Erkanntgeglaubte auseinandergehen. Meiner dreijährigen Nichte reichte es sonntags beim ersten Österreichspiel, den Ball am Bildschirm zu entdecken, um in überschwänglichen Torjubel auszubrechen, für die Wirklichkeit interessierte sie sich kein bisschen und hatte große Freude an ihrem eigenen Gejubel, als aber ihr Vater leise über den einen oder anderen Spielfehler schimpfte, nahm sie die Stimmung auf, nahm sich des Problems an, und führte mit dem Fernseher ein ernstes Stellvertreterkindergartengespräch. Die Arme in die Hüften gestemmt sagte sie böse: Jetzt hörst Du aber sofort auf, Mannschaft, so geht das nicht, was ist denn das für eine Art – und zählte drohend bis drei.