Der emotionale Ausraster von Marko Arnautovic nach seinem Tor zum 3:1-Endstand in Österreichs EM-Auftaktspiel am Sonntag gegen Nordmazedonien zieht Ermittlungen nach sich. Die Europäische Fußball-Union (UEFA) hat wegen des Vorfalls einen Ethik- und Disziplinar-Inspektor eingesetzt. Dieser solle nun in Übereinstimmung mit den UEFA-Disziplinarregeln eine Untersuchung durchführen, gab der Kontinentalverband Dienstagmittag bekannt.

Arnautovic' Gesten hatten sich vor allem gegen seinen nordmazedonischen Gegenspieler Ezgjan Alioski gerichtet. Der Österreicher habe sich laut dessen Angaben bereits unmittelbar nach dem Spiel bei ihm entschuldigt - und sei zu diesem Zweck danach auch in die Kabine gekommen. Der Nordmazedonische Fußball-Verband schrieb am Montag auf Facebook von einem "nationalistischen Ausbruch" von Arnautovic und forderte laut eigenen Angaben in einem Brief an die UEFA die "härteste Strafe".

Eine Sperre für Arnautovic scheint in der Causa nicht ausgeschlossen. Das ÖFB-Team bestreitet seine nächste Partie allerdings bereits am Donnerstag (21.00 Uhr/live ORF 1) in Amsterdam gegen die Niederlande. Das abschließende Gruppenspiel folgt am Montag in Bukarest gegen die Ukraine. Der ÖFB stellt sich darauf ein, nach Eröffnung des Ermittlungsverfahrens eine Stellungnahme abgeben zu können.

Der Chef der UEFA-Disziplinarkommission Thomas Partl erklärt, wie das Prozedere abläuft: "Wenn der nordmazedonische Fußballverband, wie den Zeitungen zu entnehmen ist, eine Beschwerde an die UEFA bezüglich rassistischer Aussagen von Arnautovic eingereicht hat, läuft es folgend weiter - die UEFA beauftragt einen Disziplinar-Inspektor mit Arbeit. Der beginnt mit Erhebungen und erstattet dann Bericht an die Disziplinar-Kommission. Sollte sich herausstellen, dass der Rassismus-Vorwurf berechtigt ist, muss die Kommission urteilen. Das Strafausmaß reicht von einer Verwarnung bis zu einer Sperre. Ich werde bei der Urteilsfindung nicht dabei sein, weil ich als Österreicher als befangen gelte."

"Das ist ein völlig normaler Vorgang", sagte ÖFB-Generalsekretär Thomas Hollerer zur Einleitung der Untersuchung. Wenn ein Verband an die UEFA herantrete, sei dies das übliche Prozedere. Bisher kenne man den Inhalt des Briefes und die darin übermittelten Vorwürfe allerdings nicht. Der Nordmazedonische Verband wollte sich gegenüber der APA vorerst ebenfalls nicht zu Details äußern. Die UEFA wird laut eigener Mitteilung "zu gegebener Zeit" weitere Informationen zu dem Fall veröffentlichen.

Laut Alioski sei Arnautovic nach der Partie auch in die Kabine des nordmazedonischen Teams gekommen, um sich bei ihm zu entschuldigen. Das berichteten mehrere nordmazedonische Medien am Dienstag unter Berufung auf den Spieler, der ÖFB bestätigte Dienstagmittag diese Angaben. "Arnautovic und ich haben nach dem Spiel gesprochen und die Situation geklärt. Er hat sich entschuldigt. Er ist in den Umkleideraum gekommen und hat mir die Hand gereicht. Das war wirklich fair von ihm", zitierte das Internet-Portal "Derbi" aus einem Interview von Alioski im albanischen TV-Sender "Digialb".

Laut Angaben des Nordmazedoniers sei das Gespräch auf Deutsch gelaufen. Was Arnautovic beim Torjubel in seine Richtung geschrien hatte, habe er wegen der Lautstärke der Fans in diesem Moment nicht verstanden. "Nach dem Spiel haben wir gesprochen und uns beruhigt. Arnautovic ist als Freund gekommen, wir haben Deutsch geredet und uns am Ende verstanden", wurde Alioski von den Online-Portalen "24fudbal" und "MKD" zitiert.

Alioski ist in der Schweiz aufgewachsen. Der Leeds-United-Legionär gehört der albanischen Minderheit Nordmazedoniens an. Arnautovic hatte nach seinem Tor in der 89. Minute deftige Worte und eine Handgeste in Richtung seines Gegenspieler gerichtet.