Vor einem Jahr hatte Michael Schiechl die ersten Skitouren der Saison hinter sich. Mit Ski und Fellen statt Kufen unter den Beinen hat sich der Murtaler fit gehalten, bis ihn der überraschende Ruf der 99ers ereilte. Eine kurze Vorbereitung und zack, die Grazer hatten eine Nummer 13 – und sie ist ihnen geblieben. Skitouren würden ihn zwar reizen, aber "das passt schon gut so", sagt Schiechl lachend, "wenn wir einmal ein paar Tage frei haben, geht sich wohl eine Tour aus."

Beim 2:1 in Linz hat der 32-Jährige nach einer Erkrankung sein Comeback gegeben und gleich den entscheidenden Treffer beigesteuert. "Ich hätte mir die Rückkehr fast härter erwartet", sagte er. Das Spiel war aber trotzdem nicht ganz wie erhofft. Das erste Drittel war "zum Vergessen, dann sind wir aggressiver geworden. Wir müssen vor allem auswärts drei konstante Drittel abliefern." Dazu haben die Grazer heute in Bozen die Chance, die Füchse sind angeschlagen, haben kürzlich Ex-99ers-Trainer Doug Mason entlassen. "Positiv für uns ist, dass sie sicher versuchen, neue Dinge reinzubringen, und die wohl noch nicht so funktionieren." Unter Co-Trainer Fabio Armani gab es gegen Wien ein 1:2 – aber mit mehr Leidenschaft als noch unter Mason.

Ein zweiter Auswärtssieg in Serie wäre sicher ein Booster für das Grazer Selbstvertrauen. Schiechl: "Vor allem, weil wir im Dezember noch sechs weitere Auswärtsspiele haben." Die Bilanz außerhalb des Bunkers ist bislang verheerend: Nur zwei der elf Spiele in der Ferne haben die Grazer heuer bislang gewonnen. Bleibt die Quote so, würde der Dezember zum Desaster. "Vielleicht ist ein bisschen im Hinterkopf drin, dass es auswärts noch nicht gelaufen ist", sagt Schiechl, "wir müssen das Vertrauen mit einfachem Spiel neu aufbauen." Wie? "Die Scheibe tief spielen und aufs Tor bringen." Dazu wäre aufopferndes Spiel dienlich – genau, wie es die "Arbeitsbiene" präferiert und auch vorlebt.

Genau das schätzt auch Trainer Jens Gustafsson: "Er ist Herz und Seele des Teams. Er ist ein leiser Typ, aber er zeigt auf dem Eis, was es braucht, um zu gewinnen. Wenn er einen Schuss blockt, ist auf der Bank fast mehr los als nach einem Tor." Diesen Einsatz darf man auch heute erwarten. "Ich glaube, dafür bin ich bekannt", sagt Schiechl, "es gibt nur 100 Prozent – und ab und zu darf man auch ein Tor schießen."