Eine Niederlage gegen die Niederlande ist kein Beinbruch. Dass unsere Mannschaft jedoch die keineswegs in Überform agierenden Niederländer nicht im Ansatz fordern konnte, war für mich ernüchternd. Ich dachte wirklich, wir seien näher dran an den Spitzenteams. Speziell im Offensivspiel ließen wir jede Gefahr vermissen. Weder physisch, noch technisch waren wir in der Lage, die – zugegebenermaßen starke – Dreierkette rund um Matthijs De Ligt vor Probleme zu stellen. Es fehlte offensichtlich an Tempo und Robustheit. Und abermals führte ein individueller Fehler zum ersten Gegentor. David Alaba legte sich den Ball zu weit vor und kam gegen Denzel Dumfries zu spät. Damit hatten die Oranjes uns genau dort, wo sie uns haben wollten. Keineswegs pressten sie hoch: Sie warteten auf unsere Fehler im Spielaufbau – und diese gab es viel zu oft. Es war klar ersichtlich, dass wir, sobald Zeit- und Raumdruck stiegen, nicht mehr über die notwendige Übersicht und Qualität im Passspiel verfügen. Auch der zweite Treffer wäre zu verhindern gewesen. Wenn der zentrale Innenverteidiger, in diesem Fall Alaba, herausrückt, müssen sich die beiden verbleibenden in einer Dreierkette fallen lassen und den Raum absichern – das unterblieb.

Wir hatten zwar sehr wohl Phasen, in denen wir durch gutes Pressing Bälle eroberten, die Niederländer zu Fehlern zwangen. Nur konnte das Team kein Kapital daraus schlagen, ins Umschaltspiel kommen – die Bälle gingen postwendend verloren. Nicht zuletzt, weil niemand bereit war, in die Tiefe zu sprinten.

Martin Hinteregger sagte im ORF-Interview, dass „das Spiel durch die Mitte zu wenig einstudiert wurde“. Auch ich habe den Eindruck, dass es an einstudierten Laufwegen und Automatismen im Offensivspiel fehlte. Gewisse Spielprinzipien muss Franco Foda aber zweifelsfrei vermitteln, auch wenn der Teamchef nicht jede Situation am Flipchart vorgeben kann und Fußball viel mit Handlungsschnelligkeit, Intuition und dem Lösen von 1:1-Situationen zu tun hat. Viel zu selten passiert es aber, dass sich einer unserer Spieler im Dribbling durchsetzt und so eine Überzahlsituation schafft.

Einstellung und Wille haben gepasst. Daraus folgt, dass wir anerkennen müssen, dass wir in Amsterdam an unsere Grenzen gestoßen sind, im Prinzip chancenlos waren. Ernüchternd, aber wahr: Die „Elftal“ war schneller, passsicherer und technisch besser. Ich bin aber nach wie vor überzeugt, dass viel mehr in unserer Mannschaft steckt.

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