Die Regierungskrise und die sie ausgelöst habenden Chats streifte das Staatsoberhaupt nur am Rande, denn heute am Nationalfeiertag wolle er "bewusst auf Dinge blicken, die unser Land langfristig betreffen". Dazu gehöre die während der Pandemie entstandene Spaltung im Land, die ihm in der Seele weh tue: "Ein Riss ist durchs Land gegangen. Mitten durchs Land. Mitten durch Freundschaften. Mitten durch Familien". Dieser müsse und werde geheilt werden.

Van der Bellen zeigte Verständnis für Angst, die auf allen Seiten entstanden sei. Diese werde nur durch Versöhnung verschwinden. Da müssten beide Seiten mittun: "Das ist keine Einbahnstraße. Sehen wir doch das Gute im jeweils anderen", forderte der Bundespräsident die Österreicher auf.

Als wichtigste Herausforderung schilderte Van der Bellen die Klimakrise: "Jeder und jede weiß es. Wir alle wissen, was los ist." Manche würden vielleicht sagen, der Alte soll eine Ruhe geben, ich kann's schon nicht mehr hören: "Aber diese Freude kann ich Ihnen nicht machen."

Die Menschheit habe es an die "Spitze der Evolution" geschafft: "Wir sind nicht so weit gekommen, um jetzt innerhalb weniger Generationen alles wieder wegzuschmeißen." Er wolle, dass auch die Kinder noch fühlen und lernen können, was es heiße, barfuß über eine Wiese zu laufen, den frischen Schnee auf der Zunge schmelzen zu lassen, die Sonne als Wohltat und nicht als Bedrohung zu erleben: "Ich werde keine Ruhe geben bis ich sicher bin, dass für unsere Kinder gesorgt ist. Dass der Planet, den wir übergeben, in Ordnung übergeben wird", versprach der Präsident.

Ganz kam auch Van der Bellen nicht an der Coronakrise vorbei. Die Pandemie werde vorbei gehen und die Impfung helfe dabei, gab das Staatsoberhaupt nur eine versteckte Empfehlung ab. Während des Feiertags hatte er ja bereits die Hofburg als "Impfburg" zur Verfügung gestellt und Impfwilligen damit auch eine Besichtigung seiner Arbeitsstätte ermöglicht.