Um dem nahenden (Ski)-Winter Gehorsam zu tun, wollte Kriechmayr gleich am (heutigen) Freitag wieder nach Sölden reisen, wo am kommenden Wochenende traditionell der Weltcup-Auftakt stattfindet. "Wir werden die Zeit schon mal finden, wo ich das nachfeiern kann", sagte der 30-jährige Oberösterreicher als frisch prämierter "Sportler des Jahres".

Sein Start beim Riesentorlauf in Sölden ist noch nicht fixiert, aber wahrscheinlich. Der Speed-Spezialist blickt aber sowieso schon über den Teich, wo in Lake Louise (26. bis 28. November) dann seine "ersten richtigen Rennen" des Jahres anstünden. "Es ist eine Olympiasaison, es gibt viele Dinge, die man erreichen will. Aber die Konkurrenz ist stark und wird es mir nicht einfach machen", gab sich der Doppelweltmeister bezüglich seiner Saisonziele bedeckt.

In die prominente Riege um die früheren Sportler des Jahres wie Franz Klammer, Hermann Maier und Marcel Hirscher aufgenommen zu werden, sei eine "Riesenehre", betonte Kriechmayr angesichts des "schönen Moments" im Wiener Konzerthaus. "Ich trage die Trophäe in der Hand, aber es gehören wesentlich mehr Leute dazu, die das möglich gemacht haben." Die Frage, ob dies sein Karriere-Höhepunkt sei, ließ ihn schmunzeln. "Ich hoffe nicht. Ich hoffe schon, dass noch mehr kommt. Natürlich ist das aber unglaublich, was ich erreichen durfte. Für mich ist das nicht selbstverständlich."

Er sah die Ehrung bei der 25. Lotterien-Sporthilfe-Gala - Lukas Weißhaidinger (Diskuswurf) und Jakob Schubert (Klettern) schafften es zudem in die Top drei - auch als Auftrag, weiter hart an sich zu arbeiten. "Man strebt immer nach mehr, das ist die Natur des Spitzensportlers. Wenn ich den Ehrgeiz nicht hätte, wäre ich Fehl am Platz. Es warten noch viele Aufgaben und es gibt noch viele Dinge, die ich gewinnen kann - wenn ich gesund bleibe und die Konkurrenz mich lässt."

Die nach Niki Lauda benannte Trophäe Niki wird an die Frau Mama abgetreten. "Es ist eine schöne Trophäe, aber Pokale und Medaillen haben für mich nicht so eine Wertigkeit, für mich geht es viel mehr um das Gefühl. Meine Mutter hat eine irrsinnige Freude mit diesen Sachen und sie findet immer wunderschöne Plätze", sagte Kriechmayr.

Für Kiesenhofer, die Überraschungs-Olympionikin im Straßenradrennen von Tokio, war die Ehrung "surrealer" als der Olympiasieg. "Ich finde es richtig cool, dass mein Sieg offenbar Leute inspiriert. Das ist das Schönste, was man als Sportler haben kann."

Jener 25. Juli 2021 hat das Leben der hauptberuflichen Mathematikerin völlig verändert. Ihre Stunden an der Universität Lausanne, wo sie lehrt und forscht, habe sie reduzieren müssen, erklärte die 30-Jährige. "Weil die Medienarbeit und die Sponsorensuche so viel Zeit beansprucht. Man sollte dann als Olympiasiegerin ja auch nicht völlig verschwinden", sagte Kiesenhofer, die in weiten Teilen auf ihr eigenes Ein-Frau-Team baut. Der Coup zahlte sich aus. "Ich habe jetzt viel mehr Möglichkeiten, viel mehr Kontakte, Förderungen und Sponsoren, die dankenswerterweise mich unterstützen werden." Am Freitag wurde ihre neue Rolle als Markenbotschafterin für die Raiffeisen Bank International AG (RBI) offiziell bekanntgegeben.

Der Trubel um ihre Person ist der Niederösterreicherin weiter nicht ganz geheuer, das räumte sie während des Bads in der Menge auch freimütig ein. "Es fühlt sich für mich ungewohnt an, wenn man so viel Aufmerksamkeit bekommt. Und irgendwann will ich dann auch nicht ständig aufgehalten werden und Fotos machen, das ist dann auch irgendwann nervig." Ihre Siegchancen bei der Sportlerwahl hatte sie im Vorfeld übrigens ganz nüchtern berechnet. "Es gab ja (final) nur drei Kandidatinnen, also hatte ich da schon eine gewisse Chance zu gewinnen." Sie setzte sich letztlich klar vor Biathletin Lisa Hauser und dem in Wien abwesenden Ski-Star Katharina Liensberger durch.