Boxlegende Mike Tyson, Formel-1-Superstar Lewis Hamilton, Strongman Patrik Baboumian sowie die Tennisspieler Venus Williams und Novak Djokovic bezeichnen sich als Veganer oder haben wie viele andere zumindest auf Zeit diesen Weg eingeschlagen. Auf Tierprodukte (Fleisch, Fisch, Milch, Eier etc.) wird in der Ernährung also komplett verzichtet. Ethische Gründe, Umweltschutz und die bessere Regeneration in Folge der veganen Nahrungsaufnahme sind nur einige Argumentationen, die von den Sportlern genannt werden. Fragen wie „Wie soll man da satt werden?“ bzw. „Was soll ich da kochen?“ werden oft gestellt. Dabei regt der Veganismus die Kreativität an, weil man sich viel mehr mit Ernährung beschäftigt. Wer da nur an Fleischersatzprodukte denkt, liegt falsch. Gemüse, Getreide, Obst, Hülsenfrüchte, Nüsse uvm. garantieren eine schmackhafte und abwechslungsreiche Nahrungsaufnahme.

Leichtathlet Andreas Vojta

"Die Leute müssen verstehen: Die lustigen Kühe auf den Milchpackungen gibt es genauso wenig wie die glücklichen Hühner, die über die Wiese fliegen. Ökologisch wird Veganismus notwendig werden, wenn wir den nachfolgenden Generationen einen lebenswerten Planeten überlassen wollen.“Andreas Vojta erklärt, warum er seit 2018 auf vegane Ernährung baut, nachdem er schon eineinhalb Jahre zuvor Vegetarier war. Das Beschäftigen mit dem Thema und wie Produkte hergestellt werden, führten zur Umstellung. „Primär waren ethische, teilweise auch ökologische, aber auf keinen Fall gesundheitliche oder Leistungsgründe ausschlaggebend. Aber jetzt kann ich definitiv sagen, dass sich meine Regeneration beschleunigt hat. Ich kann nach harten Trainingseinheiten oder Wettkämpfen früher wieder Leistung bringen. Ernährung ist der Kraftstoff, den du zuführst, um Leistung zu bringen“, sagt der Leichtathlet, selbst Olympiateilnehmer, mehrfacher Staatsmeister und Halter von mehreren österreichischen Rekorden im Mittelstreckenlauf.

Andreas Vojta genießt sein selbstgemachtes, veganes Bananenbrot

Wichtig ist es dem 32-Jährigen, der leidenschaftlich kocht und bäckt („Vegane Muffins oder Bananenbrot bringe ich oft bei Einladungen mit. Da merkt keiner einen Unterschied“), ein gutes Wissen über Ernährung zu haben. „Da gibt es sicher Wissenslücken in der Bevölkerung. Vegane Menschen ernähren sich nicht ausschließlich von Blattsalat. Am Anfang ist es für viele unverständlich, aber wenn man zwei Zutaten verändert, ist das Gericht plötzlich vegan. Anstatt des Faschierten nehme ich eben das auf Erbsenbasis. Es schmeckt gleich, die Konsistenz ist gleich und es ist auch gleich zuzubereiten“, sagt der Niederösterreicher.
Und wie sieht es mit Steaks aus? „Ich habe sie früher leidenschaftlich gegessen. Das kann man auch nicht ersetzen, muss man auch nicht. Es gibt genügend andere Dinge, die alle wichtigen Dinge beinhalten und geil schmecken.“

Triathletin Carina Reicht

Carina Reicht ernährt sich seit 2014 vegetarisch, im Jahr 2018 hat sich die einstige Läuferin und heutige Triathletin für eine vegane Ernährung entschieden. Die Gründe sind ethischer und ökologischer Natur – billiges Fleisch aus Massentierhaltung ist ihr seit jeher ein Dorn im Auge. „Ich habe aber nie gerne Fleisch gegessen, so gesehen ist mir das nie abgegangen. Das Gleiche gilt für Lebensmittel wie Eier oder Milch. Das habe ich meistens in Form von Süßigkeiten zu mir genommen. Und dann habe ich mir gedacht, dass ich gleich ganz darauf verzichten kann.“

Carina Reicht

Somit verzichtet die Steirerin, seit sie im Leistungssport ist, zumindest auf Fleisch. „Ich kenne es also gar nicht anders. Ich kann nicht sagen, ob sich das auf meine Leistung auswirkt. Aber ich fühle mich wohl in meinem Körper“, sagt die 20-Jährige. In der Sportszene bemerkt sie einen Aufschwung, was Veganismus betrifft. „Vor ein paar Jahren hat man noch öfter gehört: ,Das ist nichts für mich, was soll ich da denn kochen?‘ Das ist jetzt anders“, berichtet Reicht. Auch sie beweist, dass sich vegane Ernährung und sportliche Erfolge einander nicht ausschließen: Als Läuferin brach sie Rekord um Rekord, auch im Triathlon hat sie schon Medaillen eingeheimst. Wer sich abwechslungsreich ernährt, könne nichts falsch machen. Dennoch „muss man sich ein wenig über die Ernährung informieren“, sagt Reicht, die Vitamin B12 und Mineralstoffe wie Magnesium und Eisen als Nahrungsergänzung einnimmt.

Fußballklub Forest Green Rovers

Lange Zeit konnte man annehmen, die Forest Green Rovers mit ihrem alten Vereinswappen seien ein billiger Abklatsch des FC Barcelona. Während die Katalanen in Grund und Boden zu gehen scheinen, zieht der Klub aus dem Südwesten Englands seine Energie aus selbigem. Seit der Übernahme von Präsident Dale Vince (60) im Jahr 2010 hat sich nicht nur das Wappen, sondern der ganze Klub grün gewandelt. Die FIFA bezeichnet die Rovers als „grünstes Team“ weltweit, 2018 wurde der Tabellenführer der vierten englischen Liga von den Vereinten Nationen als erster klimaneutraler Fußballklub der Welt ausgezeichnet. Ecotricity, Vinces Ökostrom-Unternehmen, prangt auf der Brust der schrillen Zebra-Trikots, die bis zuletzt aus Bambusfasern und seit dieser Saison aus einem Cuvée aus recyceltem Kunststoff und Kaffeesatz hergestellt werden.

Das alte (links) und das neue Wappen der Forest Green Rovers.
Das alte (links) und das neue Wappen der Forest Green Rovers. © (c) Forest Green Rovers

Eine der ersten Maßnahmen Vinces war, rotes Fleisch aus den Spieler-Menüs zu streichen, heute ist der gesamte Verein von Burger bis Bier vegan und beliefert mit einem Catering gar andere Fußballklubs. Dass am Klubnamen nicht gerüttelt werden musste, war glücklicher Zufall. Der Rasen im The New Lawn, nicht mit dem Camp Nou zu verwechseln, ist nachhaltig und wird pestizidfrei gepflegt, der Rasenmäher ist solarbetrieben. Am Dach prangen Solarpaneele, der gesamte Energiebedarf wird mit erneuerbarer Energie gedeckt. Um den Platz zu bewässern, wird das auf dem Stadion landende Regenwasser gesammelt. Neben dem sportlichen soll auch bald ein infrastruktureller Aufstieg folgen. Der Eco Park hat seine Baugenehmigung erhalten. Von Stararchitekten entworfen, soll das fast gänzlich aus Holz bestehende Stadion den geringsten CO2-Fußabdruck aller Stadien weltweit haben.