Obwohl Wiens Bürgermeister Michael Ludwig bislang keine Präferenzen für einen zukünftigen Regierungspartner geäußert hat, sind die Wiener Grünen sehr zuversichtlich, dass es zu einer weiteren Koalition zwischen der SPÖ und den Grünen kommen wird. 

"Wir spüren, dass der Wunsch nach Rot-Grün, auch in der Bevölkerung, sehr groß ist", sagt Vizebürgermeisterin und Verkehrsstadträtin Birgit Hebein bei einem Medientermin am Donnerstag und verweist auf das beste Ergebnis, das die Grünen jemals bei einer Wien-Wahl erreicht haben. 

14,8 Prozent waren es nach Auszählung der Wahlkarten, in Summe 107.397 Stimmen. Das bedeutet, dass 16 statt bisher 10 grüne Abgeordnete in den Gemeinderat einziehen werden: "Das ist ein enormes Vertrauen", sagt Hebein. 

Noch am Donnerstag werde innerhalb der Partei beschlossen, in Koalitionsverhandlungen mit der SPÖ eintreten zu wollen. Das Verhandlungsteam dafür steht mit Hebein, Klubobmann David Ellensohn, Planungssprecher Peter Kraus, der stellvertretenden Klubobfrau Jennifer Kickert, Budgetsprecher Martin Margulies sowie der Listendritten Judith Pühringer bereits fest. 

Rot-Grün als "logische Antwort"

Bevor es zu etwaigen Verhandlungen kommen kann, wird Ludwig aber auch mit der ÖVP und den Neos Sondierungsgespräche führen. Der Termin für Sondierungen mit den Grünen stehe bereits fest, verrät Hebein. 

Das mantraartig von Ludwig beschworene Suchen von inhaltlichen Schnittmengen könne bei Gesprächen mit den Grünen nicht lange dauern, glaubt Planungssprecher Kraus: "Es geht uns um Lösungen in der Klimakrise, die Folgen der Coronakrise in der Wirtschaft und Zukunftschancen für die Jungen in Wien. Genau diese Themen hat Ludwig zuletzt ebenfalls hervorgehoben. Wenn wir diese Fragen beantworten wollen, dann gibt es nur eine logische Antwort, nämlich Rot-Grün neu." 

Klubobmann Ellensohn ist sich so sicher, dass er bereits jetzt allen zu einer Neuauflage Rot-Grün gratuliert. Während inhaltlich auf den ersten Blick wenig dagegensprechen dürfte, könnte die SPÖ aber personell Bedingungen stellen wollen.

Rücktritt? "Vielleicht brauchen einige länger, um das Wahlergebnis zu verarbeiten"

Die bei der Wahl gestärkten roten Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy aus der Donaustadt und Alexander Nikolai, der designierte Bezirkschef aus der Leopoldstadt, machten aus ihrer Abneigung gegenüber Hebein zuletzt keinen Hehl. Auch innerhalb der SPÖ-Landespartei regte sich zuletzt immer wieder Unmut über die grüne Vizebürgermeisterin. 

Dass sie sich als Parteichefin aber zurückzieht, um eine rot-grüne Koalition zu ermöglichen, schloss Hebein am Donnerstag aus: "Ich habe die Partei zu einem historischen Sieg geführt. Vielleicht brauchen einige Menschen länger, um das Wahlergebnis zu verarbeiten. Das ist Geplänkel, auch 2015 gab es ähnliche Diskussionen. Alle müssen jetzt akzeptieren, dass der Wahlkampf vorbei ist."

Ob sie auch weiterhin das Verkehrsressort innehaben wird, werden erst mögliche Verhandlungen zeigen. "Momentan steht das nicht zur Diskussion. Wir wollen ein gutes Klima, das ist unser Versprechen. Wir wollen aber auch ein gutes Verhandlungsklima. Daher werde ich nicht irgendetwas ausrichten bevor überhaupt Sondierungen stattgefunden haben", so Hebein.

Am Verhältnis zu Bürgermeister Ludwig habe jedenfalls der Wahlkampf nichts verändert. "Wir sind in gutem Einvernehmen, standen auch jetzt schon in Kontakt. Ich habe ihm auch persönlich zu seinem Wahlerfolg gratuliert. Jetzt ist der Wahlkampf aber vorbei und es geht Richtung Zukunft." Mit wem, das wird der Bürgermeister in den nächsten Wochen entscheiden.