Der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger (FCG) tut sich mit einer Bewertung des Bildungskapitels im türkis-grünen Regierungsprogramm schwer. "Vieles ist nur sehr vage beschrieben", sagt er gegenüber der APA. Bei vielen Maßnahmen sei zudem offen, wie diese finanziert werden sollen.

Auf der Habenseite sieht Kimberger, dass das Thema Klima- und Umweltschutz von der Straße in die Klassenzimmer geholt werden soll. Lob gibt es auch für die Ankündigung von mehr Unterstützungspersonal für die Schulen und ein Ersatzpflichtfach Ethik für jene Schüler, die keine Konfession haben oder vom Religionsunterricht abgemeldet sind.

Umstrittene Deutschförderklassen

Bei den umstrittenen separaten Deutschförderklassen, die Kimberger zuletzt als "nicht funktionsfähig" kritisiert hatte, komme die Regierung mit mehr Gestaltungsmöglichkeiten für die einzelnen Schulen immerhin einer Forderung der Gewerkschaft nach. Positiv findet er auch, dass jene Schüler, die von der separaten Deutschförderklasse in die Regelklasse umsteigen dürfen, nicht mehr plötzlich um jegliche Sprachförderung umfallen, sondern weiterhin verpflichtende Förderstunden bekommen. Offen sei allerdings, wer diese angesichts des Lehrermangels übernehmen soll. Kimberger fordert deshalb eine Kürzung der Dauer des Bachelorstudiums für Lehrer von acht auf sechs Semester und Maßnahmen, um den Beruf für Quereinsteiger attraktiver zu machen.

Kompetenzfeststellung

Positiv findet Kimberger auch, dass künftig neben der Schulnachricht der vierten Klasse Volksschule zusätzlich das Ergebnis einer Kompetenzfeststellung in der dritten Klasse sowie das Jahreszeugnis in dieser Schulstufe über den AHS-Besuch entscheiden soll. Damit werde Druck aus der vierten Klasse Volksschule genommen, "es ist teils skurril, was sich hier von Elternseite abspielt". Wichtig sei dabei jedoch geringer Verwaltungsaufwand.

Skeptisch beim Sommerunterricht

Skeptisch zeigt sich Kimberger bei der Ankündigung von "Sommerunterricht für jene, die es brauchen": "Das wurde vorher noch nie thematisiert." Daher sei ihm auch nicht ganz klar, worum es sich dabei handeln soll. Die Aufgabe von Lehrern sei jedenfalls nicht Kinderbetreuung, sondern Wissensvermittlung und Erziehung, und diese finde während der Unterrichtszeit statt. Ebenso offen ist für Kimberger auch, was hinter der "Flexibilisierungsmöglichkeit der Arbeitszeit" der Lehrer auf freiwilliger Basis stecken könnte.

Doppelbesetzung

Für die Volksschulen fehlt Kimberger ein Bekenntnis zu einer Doppelbesetzung in den ersten beiden Klassen, immerhin würden die Kinder bis zu drei Jahre Entwicklungsunterschied aufweisen. Er hätte sich außerdem einen "Kassasturz" bei der Bildungsverwaltung gewünscht. 80 Prozent der Dinge, die von dort kämen, könne man sofort schreddern. "Die Lehrer brauchen wieder Luft für ihr Kerngeschäft."